„Wer helfen will, findet immer einen Weg“

Im letzten Jahr beschenkten die Krones Mitarbeiter zum ersten Mal die Heim- und Pflegekinder des Landkreises Regensburg. Die Weihnachtaktion war ein voller Erfolg für alle Beteiligten. Dieses Jahr sollen erstmals auch 150 junge Flüchtlinge beschenkt werden. Wir haben mit Karl Mooser, Jugendamtsleiter des Landkreises Regensburg, über seine Arbeit und die Zusammenarbeit mit der Krones AG gesprochen.

Herr Mooser, Hand auf’s Herz: Was überwiegt zur Zeit – Vorfreude auf die besinnliche Zeit oder der Alltagsstress?

Natürlich freue ich mich auf Weihnachten. Aber gerade in der Zeit vor Weihnachten fällt im Jugendamt am meisten Arbeit an. Durch neblige Herbstwitterung steigen die Depressionen, Eltern und Kinder sind länger gemeinsam zu Hause. Da entsteht Konfliktpotenzial. In Familien, wo Eltern getrennt sind, geht es dann darum, wer die Kinder in der Weihnachtszeit sehen darf. Kurz gesagt: Familienkrisen passieren häufiger und wir müssen öfter eingreifen. Nach Weihnachten normalisiert sich das Ganze dann meist schlagartig.

Vor genau einem Jahr hat Krones mit Ihnen erstmals die Weihnachtsgeschenke-Aktion ins Leben gerufen. Was ist seitdem alles im Jugendamt passiert?

Zunächst einmal möchte ich mich hier bei Krones und seinen Mitarbeitern für die tolle Aktion im letzten Jahr bedanken. Das Feedback der Kinder und Betreuer war super. Es ist nicht selbstverständlich, dass sich eine große Firma so engagiert.

Wie überall ist natürlich auch bei uns im Landkreis Regensburg das Thema Flüchtlinge beherrschend. Wir als Jugendamt sind zuständig für die unbegleiteten minderjährigen Asylsuchenden. Nach Bayern kommen bis Weihnachten ungefähr 15.000 jugendliche Flüchtlinge. Wir mussten in den letzten Monaten neue Einrichtungen schaffen, um die Menschen, die zu uns kommen, ordentlich unterbringen zu können.

Neben der Flüchtlingsthematik geht ja auch das alltägliche Geschäft des Jugendamts weiter. Wie bewältigen Sie diese doppelte Aufgabe?

Zum einen haben wir zusätzliches Personal bekommen. Auch das Netzwerk von Behörden, Schulen, Gemeinden und einer großen Zahl an Ehrenamtlichen funktioniert bei uns wirklich gut. Wenn nicht alle an einem Strang ziehen, wäre es schwer, das zu bewältigen.

Sie sind zuständig für Kinderheime in Regenstauf, Hemau und Kallmünz sowie viele Kinder, die in Pflegefamilien leben. Welche Kinder sind es, die von den Krones Mitarbeitern beschenkt werden?

Wir haben Kinder aus allen Schichten der Bevölkerung. Es gibt zweierlei Hintergründe dafür, dass ein Kind aus seiner Familie herausgenommen werden muss und anderswo betreut wird: Der Grund kann einerseits bei den Eltern liegen. Wenn die Eltern die Versorgung ihrer Kinder nicht mehr selbst übernehmen können, weil sie drogensüchtig, alkoholabhängig oder psychisch krank sind, müssen wir einschreiten. Andererseits kann die Ursache auch bei den Kindern liegen. Viele Eltern können ihre Kinder wegen deren Behinderungen, Traumatisierungen und anderen psychischen Auffälligkeiten nicht mehr alleine betreuen. Die Einzelschicksale sind vielschichtig.

Wie arbeiten die Betreuer in den Kinder- und Jugendheimen mit den Kindern?

Die Arbeit in einer Jugendhilfeeinrichtung ist sehr differenziert. Zunächst einmal wird versucht, den Kindern eine möglichst normale Alltagsstruktur zu geben: gemeinsames Frühstück, Vorbereitung für die Schule, Mittagessen, Freizeitgestaltung. Ganz wichtig ist aber auch die Elternarbeit. Die Pädagogen arbeiten mit Eltern und Kindern zusammen, um wieder ein intaktes Verhältnis aufzubauen. Es ist nicht die Ausnahme, dass ein Kind nach gewisser Zeit wieder in die eigene Familie zurückkommt. Das ist glücklicherweise sehr oft so.

Haben Sie im Landkreis Regensburg genug Pflegefamilien?

Der Bedarf an Pflegefamilien ist immer größer als das Angebot. Wir sind immer auf der Suche nach Pflegefamilien. Aber wir müssen uns diese Familien natürlich vorher gut anschauen. Es gibt hervorragende Beispiele für Pflegeeltern, die aus sozialen oder christlichen Motiven handeln. Man muss sich das Ganze aber gut überlegen und davon ausgehen, dass das Kind bis zur Volljährigkeit in der Familie bleibt.

Welche Möglichkeiten gibt es generell, sich als Privatperson für Pflege-, Heim- und Flüchtlingskinder zu engagieren?

Da gibt es mehrere Möglichkeiten. Spenden kann man natürlich immer. Gerade was die Freizeitgestaltung für die Heimkinder angeht, können wir immer wieder Spendengelder brauchen. Eine weitere Möglichkeit wäre die Übernahme einer Patenschaft. Man würde sich bereiterklären, sich in seiner Freizeit mit einem Kind zu treffen und zu beschäftigen. Das Ganze will natürlich gut überlegt sein, man übernimmt eine gewisse Verantwortung, sich längerfristig und in Zusammenarbeit mit der Einrichtung zu engagieren. Im Bereich der Flüchtlinge könnte man jederzeit überlegen, die Freizeit der Asylsuchenden mitzugestalten. Wer zum Beispiel im Fußballverein ist, könnte mit ihnen einmal in der Woche auf den Fußballplatz gehen. Wer sich engagieren will, der findet immer einen Weg.