Warum deine Zitronenpresse geil aussieht und meine funktioniert
Meiner Meinung nach wird der Begriff „Design“ in unserer heutigen Gesellschaft sehr verzerrt dargestellt. Wörter wie „Designer-Möbel“ werden gerne verwendet, um dem Produkt mehr Wert zu verleihen. Eine „Designer-Zitronenpresse“ ist unschlagbar, und jede andere Zitronenpresse sollte sich ihr beugen.
Warum macht das Wort „Designer-Produkt“ trotzdem keinen Sinn?
Der Begriff „Design“ definiert sich so, dass einem Gegenstand Form gegeben wird. Wenn wir davon ausgehen, dass jeder Gegenstand eine Form hat, dann wäre auch jedes Möbelstück ein „Designer-Möbel“. Meint der Hersteller vielleicht, dass ein qualifizierter Designer dem Möbelstück seine Form gegeben hat? Dann hätte zweifelsohne jeder Autobesitzer ein „Designer-Auto“.
Um aus dieser Zwickmühle zu kommen, bringen wir den Begriff „Styling“ mit ins Spiel. Beim Styling behübscht man lediglich ein Produkt, damit es sich besser verkauft. Raymond Loewy ist ein Vertreter des Stylings. In den USA der 30er Jahre, während der Wirtschaftskrise, gab er der Coca Cola Flasche einfach die Form eines Frauenkörpers. Und schon verkaufte sie sich so gut wie nie zuvor.
Wenn Du Besitzer einer „Designer-Zitronenpresse“ bist, dann warst Du beim Kauf bestimmt sehr angetan von ihr. Sie hat Dich optisch angesprochen und dadurch zum Kauf verleitet. Das bedeutet aber nicht, dass Du mit dem gestylten Produkt zufrieden bist. Dazu hätte der Hersteller doch lieber auf „Design“ zurückgreifen müssen.
Das Produkt muss nicht nur durch „Styling“ gut aussehen, sondern auch durch „Design“ verständlich gemacht werden für den Anwender. Der deutsche Designer Dieter Rams hat das großartig in seinen 10 Thesen formuliert, in denen er unter anderem sagt: „Gutes Design macht ein Produkt brauchbar.“
Und so ist es auch bei Zitronenpressen. Sie müssen gut aussehen und gut funktionieren. Und das gelingt am besten, wenn Dir die Zitronenkerne nicht ins Glas fallen und die Presse beim Entsaften auch nicht umkippt.
Kommentare