Silvester feiern global

 

Jetzt geht es langsam aber sicher aufs Ende zu mit dem Jahr 2015. Für viele war es ein gutes Jahr; so mancher ist vielleicht auch froh, das eine oder andere Ereignis mit Jahresende abhaken zu können. In jedem Fall hoffen wir auf ein gutes, gesundes und glückliches Jahr 2016 für alle – überall auf der Welt. Und da wird das Ganze spannend. Denn wie wird Silvester denn eigentlich in anderen Nationen gefeiert?

Der Gedanke hat mein Interesse geweckt und ich habe angefangen ein bisschen zu forschen. Dabei kam mir ganz gelegen, dass es an internationalen Kollegen nicht gerade mangelt – ich habe also mal nachgefragt bei den Kollegen im heimischen und in internationalen Krones Standorten:

Feiert ihr auch am 31. Dezember den „Rutsch“ ins neue Jahr? Und wie läuft denn die Silvesternacht traditionell bei euch ab?


Dass meine Fragerei nicht gerade empirisch ist und dass es jede menge regionaler und auch persönlicher Unterschiede gibt ist natürlich klar – trotzdem habe ich mich sehr über die doch sehr unterschiedlichen Geschichten gefreut, die mir die Kollegen erzählt haben.

Die Reise beginnt in der Ukraine mit der Erzählung von Lyuba:

„Dort wird am 31.12. groß Silvester gefeiert. Erst danach folgen dann nach julianischem Kalender Weihnachten und ein Fest zum „alten neuen Jahr“ im Januar. Beim ersten, großen Neujahrsfest bekommen die Kinder Besuch von Väterchen Frost und seiner Begleiterin Snegurotschka – die Geschenke müssen sie sich aber erst noch durch Tanzen, Singen oder das Aufsagen von Gedichten verdienen. Viele der Bräuche, mit denen wir das Glück ins Haus holen wollen, sind dabei asiatisch angehaucht: Ein aufgeräumtes und geputztes Haus am ersten Tag des neuen Jahres ist dabei wichtig, damit sich das Glück wohl fühlt und Platz hat. Es muss aber unbedingt schon vor dem Jahreswechsel gekehrt sein! Denn wer zu Beginn des neuen Jahres kehrt, der fegt das Glück gleich wieder hinaus.“

Rund 800 Kilometer sind es von der Ostgrenze der Ukraine bis in den Westen Kasachstans – nicht gerade ein Katzensprung. Für mich ist es zum Glück ein bisschen näher bis zur nächsten Kollegin mit kasachischem Hintergrund. Elena erzählt mir, wie dort gefeiert wird – und ist fast ein bisschen enttäuscht, dass doch einiges ähnlich ist wie in Deutschland.

In Kasachstan sind Silvester und Neujahr im Grunde reine Familientage. Da kommen alle Geschwister (falls schon vorhanden mit eigener Familie) zu den Eltern nach Hause – das werden in Großfamilien nicht selten Feiern mit 40 oder 50 Personen. An Silvester selbst wird dann ausgelassen gefeiert mit Essen, Trinken, Musik, Tanz und einem Feuerwerk um Mitternacht. Am Neujahrstag fährt man dann noch einmal zu den Eltern oder Großeltern und überbringt Glückwünsche für das neue Jahr. Da gibt es dann doch einen Unterschied: Der Überbringer der Wünsche schmeißt dabei mit Gerste und sagt ein Gedicht auf. Für Kinder gibt es dafür dann als „Belohnung“ einen kleinen Geldbetrag von den Großeltern. Und dann wird das neue Jahr mit einem Mittagessen begrüßt, bei dem traditionell eine Nudelsuppe die Vorspeise ist.

Aus Kasachstan geht es weiter ins Nachbarland China. Und die Geschichte der Kollegin mit chinesischen Wurzeln fällt erst einmal völlig aus dem Schema.

„Wir feiern in China kein Sylvester sondern das Neue Jahr beziehungsweise Frühlingsfest 春节 CHUNJIE. Das kann bis zu 14 Tage dauern und richtet sich nach dem Mondkalender, ist also jedes Jahr wann anders – generell aber zwischen dem 20. Januar und 21. Februar. Unsere 12 Tiersternzeichen kennen bestimmt die meisten, 2016 wird das Jahr des „Affen“. Das Neujahrsfest gehört in China zu den wichtigsten Feiern und wir verbringen die Zeit meistens mit Familie und Verwandtschaft. Deswegen startet in China auch jedes Jahr pünktlich zum Fest eine Massenwanderung: Jeder fährt nach Hause, um mit der Familie zu feiern. Zum Essen gibt es traditionell „Jiaozi“, Maultaschen. Und um die Farbe Rot kommt niemand herum. Zum Beispiel schenkt man sich gegenseitig rote Geldumschläge 红包, die mit Wünschen für das neue Jahr bedruckt sind.

Außerdem spannend: Während der Neujahrstage auf keinen Fall Schuhe kaufen, das Wort „Schuh“ (鞋子, Xiézi) ähnelt nämlich dem Wort für schlecht, böse und ungesund (邪, Xié) viel zu sehr. Ein Ähnliches Problem entsteht beim Haare schneiden. „Haar“ und „Glück“ sind nämlich dasselbe Wort (發 / 发, ) – also auf jeden Fall dran lassen! Und die Geschichte mit dem Putzen hat uns ja Lyuba schon erklärt – auch in China lieber vor Neujahr schon sauber machen.

Von China taste ich mich dann nach Süden vor. Nach Thailand. Von dort kann mir Danny ein bisschen was erzählen:

„In Thailand wird – ähnlich wie bei uns in Deutschland – geknallt und mit Raketen geschossen. Hauptsache es geht laut und bunt zu, damit die bösen Geister vertrieben werden. Traditionell richtet sich das Fest dabei eigentlich nach dem buddhistischen Kalender, d.h. es richtet sich nach dem Mond und wird erst im April gefeiert. Allerdings feiern die jungen, modernen Thais in der Regel am 31.12. zusammen mit der westlichen Welt das neue Jahr. Und wieder andere halten sich noch an die chinesischen Gegebenheiten und feiern deren Neujahrsfest im Februar mit.“

Nach einem Sprung über den Pazifik lande ich auf meiner „Forschungsreise“ in Argentinien, bei Sabrina:

„Das Essen ist bei uns an Silvester ganz wichtig. Normalerweise essen wir zum Abendessen „asado“, sehr leckeres gegrilltes Fleisch. Typisch sind aber auch „pan dulce“ (so ähnlich wie Brioche) und „vitel tone“. Weil bei uns ja Sommer ist, feiern wir Silvester oft draußen, auf jeden Fall aber mit der ganzen Familie! Um zwölf Uhr machen wir dann „brindis“ (Toast) und schauen das Feuerwerk an.“

Ich bleibe noch ein bisschen in Südamerika – sicher gibt es dort auch Unterschiede zwischen verschiedenen Ländern?! Tatsächlich. In Venezuela zum Beispiel gibt es zwar Gemeinsamkeiten mit Argentinien, aber auch einige ganz neue Elemente.

Der Kollege Rusmel hat sich die Zeit genommen, mir davon zu erzählen:

„Die Familie ist das wichtigste an Silvester! Deswegen ist um Mitternacht auch jeder zu Hause und nicht mit Freunden unterwegs. Meistens trifft man sich bei den Großeltern, da kommt dann die ganze Familie zusammen. Kurz vor Neujahr ist es Tradition, zwölf Weintrauben zu essen – die symbolisch für zwölf Wünsche für das neue Jahr stehen. Apropos symbolisch: Man empfängt das neue Jahr in Venezuela in komplett neuer Kleidung, sogar die Schuhe werden extra neu gekauft. In die Hosentaschen steckt man sich dann Bargeld in verschiedenen Währungen – um das neue Jahr gut angezogen und mit Geld in den Taschen zu beginnen. Wenn die Großeltern dann nach Mitternacht allmählich die Feier beenden, dann treffen sich viele junge Leute noch mit Freunden und gehen zusammen weg.“

Noch ein Stück weiter nördlich feiern US-Amerikaner Silvester. Da hat Nico schon in das eine oder andere neue Jahr hinein gefeiert:

„In den USA wird mit Familie und Freunden gefeiert. Mit Essen, Feuerwerk, – und Küssen. Um Mitternacht küsst nämlich jeder jemanden in seiner Nähe auf den Mund. Und wer Silvester in New York verbringt, der erlebt eine ganz andere Nummer: dort gibt es ein riesiges Feuerwerk und den traditionellen „Ball Drop“ am Times Square.“

Dann geht es für mich auf meiner Fragerunde weiter in einen ganz anderen Kulturkreis: Quasi völlig ohne Vorwissen frage ich Irene, eine Kollegin bei Krones East Afrika, wie denn bei ihr in Kenia gefeiert wird.

„Wir feiern auch am 31. Dezember Silvester. Allerdings hängen die Traditionen und Bräuche bei uns sehr stark von Religion, Alter und Familie ab und sind sehr unterschiedlich. Viele der Christen in Kenia Danken für das alte Jahr, indem sie sich in Kirchen treffen und singen und beten. Außerdem bitten sie um Gottes Segen für das nächste Jahr. Weil das Christentum in Kenia immer wichtiger wird, gibt es mittlerweile große christliche Konzerte – zum Beispiel „Totally sold out“ und die „Christian Groove Party“. Kenia ist allgemein ein Land mit einer jungen Bevölkerung. Viele der Jugendlichen gehen an Silvester feiern und genießen den Abend und die Nacht mit „Nyama Choma“ (gegrilltes Fleisch), Bier und einem Feuerwerk. Und die Familie ist natürlich auch sehr wichtig. Man trifft sich zum Beispiel am 31. Dezember zum gemeinsamen Abendessen und unternimmt am 1. Januar einen Ausflug.“

Und sie wünscht allen ein „Frohes neues Jahr“ – das richte ich an dieser Stelle gerne aus!

Eine Station bleibt noch bis meine Neugierde erst einmal gestillt und die Reise beendet ist: Spanien. Auch hier spielt das Essen eine große Rolle, erzählt Pablo:

„In Spanien essen viele Menschen am Silvesterabend Lamm, Meerbrasse und viele Meeresfrüchte. In Fernsehen und Radio werden um zwölf Uhr die „Zwölf Glockenschläge“ („Las Doce Campanadas“) übertragen. Diese Glockenschläge begleiten die ersten zwölf Sekunden des neuen Jahres, dabei wird mit jedem Schlag eine einzelne Weintraube gegessen – für das Glück im kommenden Jahr.“ Erinnert mich ein bisschen an Rusmels Erzählung…

Und damit bin ich erst einmal bedient. Sicherlich gibt es noch sehr, sehr viele andere Bräuche und Traditionen. Da freue ich mich über die eine oder andere Ergänzung in den Kommentaren 🙂

Und in Deutschland? Da ist der Kurzfilm „Dinner for One“ ein fester Bestandteil von Silvester – jedes Jahr aufs neue. Außerdem gibt es in vielen Familien oder Freundeskreisen Raclette, Wunderkerzen und Bleigießen. Die aus Blei gegossenen Figuren lassen ja vielleicht schon erahnen, was im nächsten Jahr auf einen zukommt?!

Damit bleibt mir, allen ein frohes neues Jahr 2016 zu wünschen und mich bei allen Kollegen zu bedanken, die mir so viel Interessantes erzählt haben: Danke und bis nächstes Jahr 🙂