Only in English: „Deutschverbot“ im Ausbildungszentrum Neutraubling

Da staunten zwölf Azubis vom Profil 21 nicht schlecht, als es hieß: Nächste Wochen wird nur Englisch gesprochen. Der Grund dafür: ein deutsch-kenianisches Trainingsprojekt. Doch was war da genau los? Ich habe nachgefragt.

Bei knapp 35 Grad Außentemperatur kommt man ganz schön ins Schwitzen, zumindest als Einwohner der hiesigen Breitengrade. Ein Bewohner Ostafrikas, genauer Kenias, ist diese Hitze gewohnt. „Das ist ganz normales Wetter bei uns“, sagt Albert Kiio zur Begrüßung – der Ausbilder bei Krones in Nairobi trug eine lange schwarze Hose und ein Hemd, während mir selbst das Sommerkleid zu warm war.

Albert war sechs Wochen im Werk Neutraubling und hat hier Einblicke in die Trainingsstandards bekommen. Normalerweise schult er in einem Kooperationsprojekt zwischen Krones und anderen Institutionen Servicetechniker in Kenia. Ausgewählte Studenten bekommen hier die Möglichkeit, eine Ausbildung in den Bereichen Mechanik, Elektro-, Automatisierungs- oder Steuerungstechnik zu machen. Über zwei Jahre besuchen die Azubis in Kenia verschieden Schulungen, während sie bei Kunden von Krones immer wieder Einblicke in die Praxis bekommen. Im Zuge der Internationalisierung soll nach und nach auch die Ausbildung weltweit auf gemeinsamen Standards basieren. Albert Kiio ist genau deswegen nach Deutschland gekommen. Doch nicht nur für den Ausbilder aus Afrika gab es viel zu entdecken, auch einige Azubis aus Neutraubling haben Neues erlebt und kennengelernt. Doch nun erstmal, wie alles begann …

Als Elektronik-Ausbilder Karlheinz Hierl vom Besuch seines kenianischen Kollegen erfuhr, kam ihm eine Idee: Warum sollten nicht beide Seiten von dem Besuch profitieren? Der Ausbilder aus Nairobi lernt deutsche Trainingsstandards, deutsche Azubis aus dem Profil 21 kommen bereits im ersten oder zweiten Ausbildungsjahr mit der englischen Sprache und einer fremden Kultur in Kontakt. Die Azubis aus dem zweiten Lehrjahr und solche, die gerade ihre Facharbeiterausbildung abgeschlossen haben, sollen Albert unterstützen, Trainingspläne für Servicetechniker aus der Elektrotechnik und Elektronik zu erstellen. Im Anschluss wird der Kenianer ein Probetraining mit Azubis des ersten Lehrjahres vom Profil 21 durchführen – das erlernte Know-how kann er dann auch in Kenia anwenden. Soweit die Theorie.

In der Praxis konnte das Projekt erfolgreich umgesetzt werden, es hat die Erwartungen aller Beteiligten sogar noch übertroffen.

In der ersten Woche hatte Albert Kiio die Gelegenheit, sich einzugewöhnen: Er hat das Werk Neutraubling besichtigt und konnte Eindrücke in den unterschiedlichen Abteilungen sammeln. Dadurch machte er sich ein Bild davon, wie Krones in Deutschland produziert und wie hier die Zusammenarbeit läuft. Danach traf Albert Kiio im Ausbildungszentrum Neutraubling auf seine deutschen „Trainingspartner“, denen Ausbilder Hierl in gewisser Weise „Deutschverbot“ auferlegt hat – der Höflichkeit und der Fremdsprachengewandtheit wegen. Nachdem die Azubis den Ausbilder aus Kenia tatkräftig dabei unterstützt hatten, ein Trainingsprogramm auf die Beine zu stellen, konnte dieser selbst üben. Für Albert war der Unterricht mit acht Azubis aus dem ersten Lehrjahr ein Probelauf, in dem es darum ging „to train like in Afrika“. Um den tatsächlichen Mehrwert der Unterrichtseinheiten bewerten zu können, gab es für Albert Kiios Schüler einen Test vor und einen Test nach dem einwöchigen Probeunterricht. Anhand des Feedbacks konnte er feststellen, dass sein Unterrichtsstil zum Ziel führt.

Am Ende waren sich alle einig: Der „Ausbilderaustausch“ war für die Teilnehmenden ein voller Erfolg. Die Neutraublinger Azubis haben in den Wochen einiges gelernt und das „only in English“. Albert Kiio ist von dem Ausbildungssystem in Neutraubling begeistert. Für ihn wäre es ein weiterer Erfolg, wenn er das, was er aus Deutschland mitnimmt, auch so in Kenia etablieren könnte. Was ihn besonders beeindruckt hat, ist die Zeit, die sich die Ausbildungsleiter, allen voran Karlheinz Hierl, genommen haben. „I feel like a part of the family“, so Albert über seine Zeit in Neutraubling. Gastfreundschaft und Herzlichkeit gehören bei Krones eben einfach dazu. Die Ausbilder aus Neutraubling konnten ihren Kollegen außerdem mit einem kleinen Fest überraschen und den Ostafrikaner davon überzeugen, dass das deutsche Essen gar nicht so schlecht ist wie sein Ruf. Denn auf die Frage, an was er sich besonders erinnern wird, wenn er wieder in seiner Heimat ist, hat mir Albert Kiio verraten: „I love Schnitzel. It is the best meal I had in Germany!“ Wer weiß, vielleicht findet man bald nicht nur deutsche Trainings-, sondern auch „Schnitzelstandards“ in Nairobi?