Maschinen auf Reisen
Auswählen, bestellen und mit der Post vor die Haustüre liefern lassen? Was bei anderen Einkäufen ein ganz normaler Prozess ist, ist bei unseren Maschinen meist eine echte Operation. Mit ihrer Größe und Komplexität sind sie nämlich schon eine Fracht der besonderen Art. Da kann die Lieferzeit auch mal drei bis vier Monate betragen – so wie bei einer ganz besonderen logistischen Operation, bei der sich Ende Dezember vier Convoys mit Krones Maschinen auf den Weg von Neutraubling in die Hauptstadt der Mongolei, Ulaanbaatur, gemacht haben. An dieser Stelle schon mal ein Spoiler vorab: Sie sind angekommen. Hürden gab es dabei aber einige, wie mir meine Kollegen Florian Ott aus der Logistik und Benjamin Sobczyk aus dem Projektmanagement erzählt haben.
Wer in Erdkunde gut aufgepasst hat, weiß vermutlich, dass die Mongolei als Binnenstaat keinerlei Zugang zu Meeren oder Ozeanen hat. Außerdem grenzt das Land nur an zwei weitere Staaten: Russland und China. Diese Parameter mussten bei der Überlegung des Verkehrsmittels, das unsere Maschinen transportieren sollte, natürlich mit einbezogen werden: „Mittlerweile wählen wir oft den Zug als Transportmittel für unsere Maschinen, dies funktioniert allerdings nur, wenn die Maschinen keine Übergröße haben – was hier allerdings der Fall war, denn die Maschinen waren teilweise um die sechs Meter breit. Nach China ist es auch üblich, die Maschinen zu verschiffen – dabei hätten wir aber trotzdem ca. 4000 Kilometer Landweg in Kauf nehmen und dafür erstmal sozusagen ‚außenrum‘ fahren müssen“, erklärt mir Benjamin Sobczyk, der im Projektmanagement für die Region Asien zuständig ist. „Da Zug und Schiff also keine Optionen waren, haben wir uns bei diesem Projekt für LKWs entschieden. Insgesamt hatten wir damit einen Landweg von circa 8.000 Kilometer mit kurzem Schiffweg zwischendurch.“
8.000 Kilometer Landweg und vier Landesgrenzen
Mit dem Verkehrsmittel stand dann auch die Route fest: Von Neutraubling aus sollten die insgesamt vier LKWs zunächst nach Lübeck in Norddeutschland fahren. Dann ging es für die Maschinen per Schiff über die Ostsee zum Hafen in Liepāja in Lettland. Von dort aus sollten die LKWs nach einer langen Strecke durch Russland das Ziel erreichen. Die Route führte damit nur über vier Landesgrenzen, wobei durch den Schiffweg schon einige Genehmigungen und Dokumente gespart werden konnten. Alle weiteren Unterlagen, die für die Reise benötigt wurden, organisierte Florian Ott – bereits das ist natürlich keine einfache Aufgabe, denn in Deutschland wechselt zum Beispiel an jeder Landkreisgrenze die Polizeibegleitung. Sobald dies aber erledigt war, konnte es losgehen und so starteten die LKWs Ende Dezember von Neutraubling aus.
Aber schon beim Start in Neutraubling gab es eine kleine Verzögerung: Weil unser LKW wegen Falschparkern auf einer Straße nicht weiterkam, dauerte es zwei Stunden länger als geplant, bis dieser dann in der Nacht problemlos auf die Autobahn fahren konnte. Der kurze Schiffsweg lief dann ohne Überraschungen ab. Angekommen am Hafen Liepāja wartete allerdings eine große Hürde, die uns in den letzten eineinhalb Jahren wohl allen schon mal im Weg stand: die Corona-Pandemie. „In der Mongolei wurde der erste Corona-Fall erst im Oktober 2020 notiert – dies war ein vom Ausland kommender LKW-Fahrer. Die Lage hatte sich dort Mitte Dezember zugespitzt und die Regularien waren dort aus Vorsicht sehr streng: Im Januar waren die Grenzen für drei Wochen zunächst komplett dicht, außerdem galt eine fünfwöchige Quarantäne-Pflicht für Einreisende. Dies wollten wir natürlich keinem unserer Servicetechniker zumuten, die die Maschinen nach Ankunft dort installieren sollten,“ erläutert Projektleiter Benjamin Sobczyk.
Nach Absprache mit dem Kunden wurden die Maschinen deshalb für gut einen Monat im Hafen Liepāja gelagert. Mitte Februar hatte sich die Lage in der Mongolei dann wieder etwas entspannt und es hätte für die LKWs weitergehen können – allerdings musste nun noch auf die russische Genehmigung gewartet werden, die während der Wartezeit bereits abgelaufen war. Nach zwei Wochen kam aber auch diese an und am 2. März ging es dann für die LKWs weiter. Durch die russischen Regionen Naro-Fominsk und Omsk brauchten die LKWs circa 20 Tage, bis sie die mongolische Grenze passierten.
Endlich im Zielstaat angekommen, musste nun ‚nur‘ noch der Weg zum Kunden geschafft werden. ‚Nur‘ ist hier allerdings relativ, denn – es folgt wieder ein kleiner Geographie-Exkurs: Mit Ulaanbaatar liegt in der Mongolei die kälteste Stadt der Welt. Wegen der Kälte gibt es in der Mongolei kaum geteerte, asphaltierte Straßen, die den Temperaturen nicht standhalten würden. Auf dem sogenannten Permafrostboden werden Straßen in der Mongolei also nur geschottert – und das kann für einen LKW mit Krones Maschinen, und man erinnere sich hier nochmals an die enorme Breite der Maschinen, durchaus problematisch werden: Immer wieder sanken LKWs wegen des hohen Gewichts ein und mussten erstmal wieder ‚befreit‘ werden, bevor es weiter gehen konnte.
Anfang April waren dann aber auch diese letzten 350 Kilometer von der mongolisch-russischen Grenze bis nach Ulanbaatar geschafft. Alle LKWs sind also am Zielort angekommen, aber, wie ihr seht, ist es oft ein langer Weg, bis unsere Maschinen ihr Ziel erreichen – und damit steht die Logistik bei Krones immer wieder vor großen Herausforderungen, wie Florian Ott mir erklärt: „Es sind viele Zahnräder, die ineinander greifen, bis die Kiste bei uns vom Hof rollt. Der Faktor Zeit ist bei uns sicherlich der große Gegner. Die Maschinen müssen zum richtigen Zeitpunkt verpackt werden, um beispielsweise das Schiff zu erreichen.“ Bei diesem Mammutprojekt kam natürlich auch noch die Coronapandemie als weiterer, unvorhersehbarer Gegner hinzu. Sichtlich stolz verrät mir Projektleiter Benjamin Sobczyk am Ende unseres Gesprächs aber noch das Geheimrezept, mit dem sein Team es immer wieder schafft, solche Operationen mit Erfolg zu meistern: „Es ist alles eine Frage der Kommunikation. Wir sind bei solchen Projekten regelmäßig in Kontakt mit dem Kunden und allen Beteiligten, sodass alle immer auf dem gleichen Stand sind. Damit haben wir bis jetzt sehr viele Projekte erfolgreich abschließen können.“
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