Madame Bier – eine Bierographie
Wenn Bier ein Mensch wäre, dann wäre es eine Frau. Das mag sich jetzt vielleicht für viele männliche Bierliebhaber – mich eingeschlossen – hart anhören, aber die Faktenlage ist eindeutig. Schon ein Blick auf die Zutaten reicht, um das zu erkennen. Nur die Dolden weiblicher Hopfenpflanzen produzieren aromareiche Stoffe und das sogenannte Lupulin. Erstere sorgen für den würzigen Geschmack, letzteres für die bekömmliche Wirkung – männliche Dolden können dagegen nichts von beidem.
Doch damit nicht genug. Der männliche Hopfen wird in Anbaugebieten regelmäßig gerodet, um zu verhindern, dass eine Befruchtung der weiblichen Pflanzen stattfindet. Befruchtete Dolden bedeuten nämlich schwache Schaumbildung beim fertigen Bier – die Katastrophe schlechthin. Zugegeben: für uns Männer ist das ernüchternd, im wahrsten Sinne des Wortes.
Doch nicht nur der Botaniker oder Hopfenbauer bestätigt einem, dass zwischen Weiblichkeit und Bier eine fundamentale Verbindung besteht. Auch der Historiker hat dazu etwas zu sagen. Schon bei den alten Sumerern, die vor 5000 Jahren bereits zwanzig Biersorten unterschieden, waren es vor allem Frauen, die die Kunst des Bierbrauens verfeinerten – so zumindest steht es auf einigen uralten Schrifttafeln aus dieser Zeit. True story!
In der Spätantike wurde Bier dann zur reinen Frauensache. Als Haus- und Heilmittel gegen alle erdenklichen Krankheiten eingesetzt, tüftelten die Hausfrauen an der besten Mischung. Bei regelmäßigen Bierkränzchen wurden die Biere der Nachbarin probiert und Rezepte ausgetauscht – der heutige Wirtshaus-Stammtisch wirkt dagegen wie eine Laienversammlung.
Ein paar hundert Jahre weiter: das Mittelalter. Man könnte meinen, hier standen ausschließlich Mönche an den Braukesseln. Franziskaner, Paulaner, Augustiner und so weiter – kennt man ja. Aber auch in den Nonnenklostern wurde fleißig gebraut. Damit verdienten sich die Nonnen nebenher ein wenig Geld. Historische Quellen zeigen, dass spätestens ab dem 12. Jahrhundert im Regensburger Damenstift Obermünster Bier gebraut wurde. Die Äbtissinnen selbst übernahmen die Aufsicht über das Brauen. Bier war also Chefinnensache in Frauenklöstern.
Doch nicht nur bei den katholischen Ordensfrauen wurde quasi im Auftrag Gottes Bier gebraut. Auch Martin Luthers Ehefrau betrieb eine eigene Brauerei und besserte so nebenher die Haushaltskasse des Reformators auf. Damit wäre auch der ökumenische Friede gesichert.
Und heute? Es scheint so, als würde sich da gerade einiges tun: Brau-Workshops ausschließlich für Frauen werden da angeboten, Biermarken entstehen, die nur von weiblichen Brauerinnen produziert werden. Die zunehmende Biervielfalt – Craft Beer und Co. – bringt durch neue Aromen Abwechslung ins Glas und kommt bei den Damen oft besonders gut an. Auch bei uns lässt sich das beobachten: Zwei unserer Blog-Autorinnen (Angelika und Julia) haben in der Vorweihnachtszeit Bier-Kalender getestet und sind zu Ergebnissen gekommen, die jeden Mann ernsthaft an seiner Bierkenntnis zweifeln lassen. Auch die Tatsache, dass die meisten Artikel auf unserem Craft Beer Blog aus der Feder weiblicher Autoren stammen, spricht Bände. Bier ist also eine Frau – und bei Krones sind es sogar mehrere.
Aber jetzt mal genug der Stereotype – natürlich trifft dieses Männlich-Weiblich-Ding auf Bier genauso wenig zu wie auf viele andere Sachen. Bei Bier geht es nämlich vor allem um eines: um Genuss. Denn schmecken tut’s uns ja schließlich (fast) allen.






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