Grünes Gold – Seele des Bieres, Teil 1: Im Hopfenparadies

Ohne Wasser und Malz gäbe es kein Bier – logisch. Aber welche Rolle spielt Hopfen eigentlich für das Bierbrauen? Das könnte wohl kaum einer besser wissen als jemand, der sogar eine ganze Doktorarbeit über das sogenannte grüne Gold geschrieben hat. „Es gibt fast kein Bier ohne Hopfen – die Grundlagen sind Wasser und Malz, aber Hopfen macht das Bier aus “, erklärt mir Dr. Christoph Pinzl. Er ist nicht nur Diplom-Biersommelier, sondern auch der Leiter des Deutschen Hopfenmuseums Wolnzach in der Hallertau. Ja – dem Hopfen ist wirklich ein eigenes Museum gewidmet. Und das völlig zu Recht: Denn was wäre Bier schon ohne Hopfen? „Hopfen ist die Seele des Bieres. Er sorgt für die entscheidende Würze, für den Kontrast zur Süße des Malzes – und ist für den Schaum wichtig“, weiß Dr. Pinzl. Außerdem hält Hopfen Bier quasi am Leben, da er als Konservierungsstoff dient. Wie der Biersommelier den Geruch des grünen Gewächses beschreiben würde? „Würzig, krautig, grasig. Je nach Hopfensorte verschieden. Nicht bitter, aber herb. Oft auch kräftig fruchtig. Sehr feingliedrig und differenziert. Eine Mixtur aus vielen Aromen.“

Das weltweit größte Hopfenanbaugebiet: Die Hallertau

HopfenDas Hopfenmuseum ist nicht zufällig in der Hallertau. Dort befindet sich das weltweit größte Hopfenanbaugebiet. Doch welche Bedingungen machen die Gegend denn eigentlich so günstig für den Hopfenanbau? Das Klima oder der Boden sind, wie man fälschlicherweise meinen könnte, nicht alleine dafür verantwortlich. „Bis zum19. Jahrhundert ist Hopfen fast überall gewachsen“, erklärt mir Dr. Pinzl. „Doch dann sind die Qualitätsansprüche von Brauereien und Händlern gestiegen. Die Mechanisierung ist voran geschritten und immer mehr Spezialkenntnisse sind nötig geworden, um erfolgreich Hopfen anzubauen.“ In der Hallertau hatte man Glück – und Wissen. So konnte man in Krisenzeiten zur richtigen Zeit die richtige Maßnahme ergreifen. Und der Hopfenanbau konnte weitergehen. „Auch die Nähe der Hallertau zu München ist natürlich ein wichtiger Faktor. Dort gibt es schon lange viele wichtige Brauereien, viele wichtige Hopfenabnehmer“, erzählt der Museumsleiter. Die Nähe zu Nürnberg, ehemaliger Schauplatz des Welthopfenhandels, und zu Weihenstephan, wo sich die entsprechende akademische Ausbildungsstätte befindet, sei ebenfalls wichtig. Und nicht zuletzt sei es die Mentalität der Menschen, das grüne Gold auch wirklich anbauen zu wollen.

 Bierverkostungen und Brauseminare im Hopfengarten

Die Hallertau – der perfekte Ort also für ein Hopfenmuseum. Und das floriert: „Das ursprünglich gesetzte Ziel ist übertroffen worden“, freut sich der Leiter. Niemand konnte ahnen, dass das Museum, das bereits seit 10 Jahren besteht, zum Kulturzentrum von Wolnzach werden würde. Das ist aber aktuell der Fall: Denn jetzt ist es nicht mehr „nur“ Museum, sondern bietet auch Zusatzangebote wie Bierverkostungen oder Brauseminare. Und schon das Gebäude selbst ist einen Ausflug in die Hallertau wert: Es ist modern und luftig, nach dem Vorbild eines Hopfengartens gebaut. Die Besucher sind bunt gemischt. Es kommen Bierliebhaber, Familien, Brauer, Natur- und Heimatfreunde. Vor allem Tagesausflügler seien es, die ihren Weg in die Hallertau fänden, erzählt der Museumsleiter.

Deutsches Hopfenmuseum(Foto: Deutsches Hopfenmuseum Wolnzach)

 Die Hallertau als Hopfenparadies für Craft-Beer-Fans

Langfristig sollen die Hallertau und das Hopfenmuseum aber noch berühmter werden: „Verbunden mit dem Craft-Beer-Trend gibt es plötzlich eine unglaubliche Wertschätzung für Hopfen. Zum Beispiel in den USA, in Dänemark oder in Italien gibt es eine extreme Begeisterung, die man bei den Deutschen nicht oft findet. Es wäre sehr spannend, wenn es funktionieren würde, die Hallertau als Ort, wo man Hopfen erleben kann, für diese Hopfen-Fans bekannter zu machen,“ schwärmt Dr. Pinzl. Doch wie wirkt sich der Craft-Beer-Trend eigentlich bisher generell auf den Hopfenanbau – und auf die Besucherzahlen des Museums – aus? Und was hält der Biersommelier vom Craft Brewing? Darum soll es im nächsten Blogartikel gehen!