Funktion und Design von PET-Behälterböden

 

Vielleicht ist Ihnen schon einmal aufgefallen, dass PET-Flaschen ganz unterschiedliche Böden haben? Die einen stehen auf „Füßchen“, die anderen stehen ganz platt da und die nächsten haben einen „Rippenboden“. Doch warum ist das eigentlich so?

Funktion und Design – ein Widerspruch?

Jede Gestaltung wird von funktionalen aber auch ästhetischen Aspekten beeinflusst. Einmal steht die Form im Vordergrund, ein anderes Mal der Zweck. Häufig wird der Satz „form follows function“ des amerikanischen Architekten Louis Sullivan zitiert – leider wird dieser Leitgedanke aber oft missverstanden. Tatsächlich geht es Sullivan nämlich nicht darum, dass die Ästhetik der Funktion untergeordnet wird, sondern dass das Erscheinungsbild selbst eine Funktion hat. Ein guter Gestalter muss also immer wieder entscheiden, welcher Aspekt nun gerade wichtiger ist: die Form oder die Funktion.

Bei dem Boden einer PET-Flasche wird einem dabei die Entscheidung eher leicht gemacht. Da dieser maßgeblich für die technische Performance des Behälters ist, und damit einer der wichtigsten Funktionsbereiche, ist sein Erscheinungsbild nicht zufällig. Hier steht zumeist die Funktionalität klar im Vordergrund.

Die Bodengeometrie wird nach Art des Füllgutes gewählt. Deswegen schaut ein Boden einer Stillwasserflasche anders aus als der einer kohlensäurehaltigen Wasserflasche. Aber warum ist das notwendig?

Bei kohlensäurehaltigen Getränken steht, im Gegensatz zu stillen Produkten, die PET Flasche unter Innendruck, d. h. der Boden muss diesem Innendruck standhalten ohne sich zu deformieren. Denn schließlich soll der Behälter auf dem Transportband innerhalb der Linie und nicht zuletzt auch im Verkaufsregal aufrecht stehen. Zugbänder im Boden, das sind die Bereiche zwischen den „Füßchen“, halten den Boden stabil, indem sie idealerweise eine Halbkugel abbilden.

Bei Verpackungen für beispielsweise stilles Wasser oder aseptisch abgefüllte Getränke wie Milchprodukte oder Säfte entsteht kein oder nur ein geringer Innendruck in der Flasche (durch einen Stickstoff-Droppler) in der Flasche. Daher sieht dieser Boden sehr „platt“ bzw. deutlich flacher aus.

 

Doch wie wählen unsere Kunden ihre Böden?

Nun, oftmals haben unsere Kunden ja schon eine mehr oder weniger konkrete Vorstellung davon, wie ihre Flasche aussehen soll. Viele Kunden wünschen sich wegen des Premiumcharakters und der Vergleichbarkeit zu Glasflaschen sogenannte Champagnerböden.

Leider sind diese Böden aber meistens nicht ideal für die Anforderungen, die von technischer Seite an den Behälter gestellt werden. Sie benötigen sehr viel Material und damit Verpackungsgewicht, um stabil zu sein, sie „rollen“ sich oftmals unter Innendruck aus und sind anspruchsvoller in der Fertigung.

Um den Kundenwünschen trotzdem bezüglich ihres Designs oder bestimmter technischer Anforderungen gerecht zu werden, entwickelt Krones seit gut einem Jahrzehnt verschiedene Bodengeometrien. So hat Krones beispielsweise den ersten Freiformboden (Carbo Classic Base*) seiner Art entwickelt.

Man kann sich gut vorstellen, dass es mittlerweile durch die Fülle der Böden für Kunden, aber auch für die internen Mitarbeiter schwierig ist, sich einen Überblick zu bewahren.

Das haben wir uns zum Anlass genommen und im letzten Jahr einen Workshop mit einem interdisziplinär zusammengestellten Team zur einheitlichen Benennung der Böden gestartet.

Dieser Workshop wurde von Arno Haner und Timo Janssen angeleitet – ihnen und Jochen Forsthövel habe ich ein paar Fragen zu diesem Thema gestellt.

 

Arno, was waren die Motivation und Ziele für die Benennung von PET-Flaschenböden?

Einheitliche Namen verbessern generell die Kommunikation und die Verständigung. Damit werden Fehlerpotentiale, Verwechslungen etc. eher ausgeschlossen. Außerdem treten wir gegenüber unseren Kunden mit einem einheitlichen Bild auf. 

Wie lange hat es gedauert, bis die Namen fest standen?

Dieser Entwicklungsprozess beinhaltete zahlreiche Anforderungen, wie beispielsweise Neuheit, Eindeutigkeit – auch im internationalen Kontext – eine klar verständliche Struktur oder andere marketingrelevante Ansprüche. Trotz all dieser Anforderungen konnten wir in einigen bereichsübergreifenden Workshops die Namensgebung innerhalb von wenigen Monaten abschließen.

Timo, wie funktioniert dieses Benennungssystem?

Die Systematik besteht grundsätzlich aus drei Begriffsteilen. Der erste Teil beantwortet die Frage nach dem Anwendungsgebiet. Der zweite beschreibt ein typisches Charakteristikum des Bodens. Dritter Teil: nun ja – „Base“, zu Deutsch „Boden“

 Jochen, noch ein abschließendes Wort zum Thema Böden?

Böden – oft übersehen, aber der Bereich der Flasche, in den das meiste Know-how einfließen muss. So wird herausragendes Design mit technischem Sachverstand in einer ästhetischen Form zu einer perfekten Lösung für unsere Kunden vereinigt.

 

Und wenn euch jetzt interessiert, warum der Carbo Classic Base* ein echter Klassiker ist, dann müsst ihr euch noch ein wenig gedulden: zu den einzelnen Böden erzähle ich dann in meinen nächsten Artikeln noch mehr. 🙂