Eine saubere Sache: das Krones Recycling-Technikum

Von einer hauseigenen Testwerkstatt hin zu einem vollausgestatteten Versuchslabor für Kundenmaterial: Das Flensburger Recycling-Technikum hat eine steile Entwicklung hingelegt.

Als Krones 2008 in die Recycling-Technologie einstieg, war schnell klar: Wer sich am Markt behaupten will, braucht vor allem viel Erfahrung. Und um diese möglichst schnell zu bekommen, richtete Krones damals in seinem Flensburger Werk ein eigenes Technikum ein.

„Hier haben wir zum einen natürlich unsere PET-Waschtechnologie auf Herz und Nieren getestet und weiterentwickelt“, erklärt Timm Kirchhoff, Plants Process Engineering. „Zudem haben wir uns aber auch ganz genau angeschaut, wie die verschiedenen Anlagen angrenzender Prozessschritte funktionieren – und unsere Technologie entsprechend auf deren Anforderungen ausgelegt. So konnten wir unseren Kunden schnell Lösungen bieten, die ideal aufeinander abgestimmt sind.“

Denn um Kunststoffe in unserem Waschmodul MetaPure W zu verarbeiten, müssen diese zuerst vorsortiert, Fremdstoffe abgetrennt und das Eingangsmaterial dann zu Flakes zerkleinert werden – das alles übernehmen Systeme anderer Lieferanten.

Ein echtes Unikat

Seit einiger Zeit jedoch nutzen wir das Flensburger Technikum nicht mehr nur für Versuche an PET. Denn als hätte Krones die gerade brandaktuellen Diskussionen um den Einsatz von Kunststoffen und deren Recycling-Fähigkeit bereits vorausgeahnt, beschäftigen sich die Recycling-Kollegen bereits seit über drei Jahren damit, wie sich auch weiter verbreitete Kunststoffarten wie Polyolefine (PO) mit unserer Technologie verarbeiten lassen. Anfang 2019 haben wir mit MetaPure W-PO ein Waschmodul auf den Markt gebracht, das exakt an die PO-spezifischen Gegebenheiten angepasst ist.

Auch unsere Kunden wurden mittlerweile auf die Krones Expertise aufmerksam – und wenden sich immer häufiger an uns, um ihr Material testen zu lassen. Kein Wunder, gehört das Recycling-Technikum in Flensburg doch zu den wenigen weltweit, die ein Rundum-Paket für Testmaterial bieten: vom Sortieren und Zerkleinern über das Waschen bis hin zum Dekontaminieren. „Damit haben wir in Flensburg ein echtes Unikat“, freut sich Timm Kirchhoff. „Denn möchten die Kunden ihr Material bei einem unserer Wettbewerber testen lassen, dann sind darin immer mindestens zwei Firmen involviert. Wir hingegen können alles inhouse abdecken.“

Auf Herz und Nieren geprüft

Für einen solchen Test liefern die Kunden ihr Material an das Flensburger Technikum, meist in Form von zu Ballen gepressten Kunststoffbehältern. Oft ist dieses bereits grob vorsortiert, „bei Material aus Bangladesch zum Beispiel sind sogar schon die Etiketten abgetrennt“, erklärt Timm Kirchhoff. Im Technikum werden die Ballen zunächst vereinzelt, sortiert und zerkleinert. Mindestens 500 Kilogramm Eingangsmaterial sind dafür nötig, denn nach dem Waschen im MetaPure W Modul soll natürlich eine ausreichende Menge an Flakes übrigbleiben, damit der Kunde anschließend weitere Materialtests, zum Beispiel mit Spritzguss- oder Streckblasmaschinen, durchführen kann.

Hat der Kunde das Rundum-sorglos-Paket gewählt, wandern die Flakes nach dem Waschen in unser hauseigenes Kunststofflabor und werden dort auf Herz und Nieren getestet: So überprüfen wir dort beispielsweise Waschqualität, Schüttgewicht oder die Partikelgrößenverteilung. Am Ende bekommt der Kunde dann die gewaschenen Flakes zusammen mit einer Empfehlung hinsichtlich der Beschaffenheit des Eingangsmaterials und ob sich dieses zum Recyceln eignet. „Ideal ist es dann natürlich, wenn der Kunde mit uns anschließend über ein konkretes Projekt sprechen möchte“, erklärt Timm Kirchhoff. Hierfür holen sich die Recycling-Experten auch Unterstützung aus der Fabrikplanung – denn die Recycling-Branche lockt nicht selten Quereinsteiger an, die noch kein eigenes Kunststoff-Recycling-Werk besitzen.

98 Prozent Kundenversuche

Dass unsere Flensburger Kollegen einen tollen Job machen, hat sich in der Branche schon herumgesprochen: „Unser Recycling-Technikum ist voll ausgelastet“, freut sich Timm Kirchhoff. „Bis zu 20 Versuchsaufträge wickeln wir pro Jahr ab.“

Aber nicht nur die Kunden, auch Krones selbst profitiert von den zahlreichen Versuchen mit unterschiedlichen Materialien. So ist gerade eine Datenbank im Aufbau, in die natürlich die Testergebnisse einfließen. Außerdem stoßen wir durch die Versuche bereits frühzeitig auf neue Trends in der Branche und können so zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: „Wir führen zu 98 Prozent Kundenversuche durch – und gewinnen dabei gleichzeitig wertvolle Erkenntnisse für unsere eigene Technologie. Definitiv eine Win-Win­-Situation“, so ein zufriedener Timm Kirchhoff.