Die Kreislaufwirtschaft aus dem Blickwinkel eines Getränkelinien-Herstellers
Auf der K hatte ich die Gelegenheit auf dem VDMA-Stand einen Vortrag zu halten. Und zwar einen Vortrag über den Beitrag, den Krones zur Kreislaufwirtschaft leisten kann.
Erwartungen
Eine einfache Aufgabe – wir können von kompletten PET-Recycling-Fabriken über die Preform-Produktion (Dank der Akquisition von MHT und IPS) bis hin zu kompletten Getränkefabriken mit Produkt auf der fertigen Palette alles liefern. Seit Herbst 2019 haben wir sogar eine Kooperation mit dem Sortierlinienspezialisten Stadler Anlagenbau GmbH.
Detaillierter ausgedrückt: In unserem Produktportfolio haben wir Lösungen für die komplette Wertschöpfungskette:
- Krones MetaPure Recyclinganlagen für PET Bottle-to-Bottle-Recycling
- Spritzguss von Preforms (MHT, IPS)
- Verpackungsentwicklung
- In Entwicklung ist ein Barriere-Beschichtungs-System namens Vetron
Und nicht nur das. Wir beraten, testen und realisieren die Lösungen dann beim Kunden – immer mit einem Auge auf der Produktionssituation des Kunden.
Das Thema Recycling ist in den letzten Jahren beliebter geworden – und wir haben bereits Kompetenz und Erfahrung, denn unsere erste Recycling-Anlage wurde in Bangladesch schon vor 10 Jahren installiert.
Ein anderes Beispiel für unser Engagement in diesem Zusammenhang ist unser Zertifikatsprogramm enviro. Das kennen Sie vielleicht schon aus Blogartikeln meiner Kollegin Martina Birk.
Wir haben auch eine multimediale Informationskampagne zu den Themen Kunststoff und Kreislaufwirtschaft initiiert. Zunächst für unsere eigenen Mitarbeiter, nun aber auch für Kunden und die Öffentlichkeit.
Ziel dieser Kampagne ist eine konstruktive Diskussion – auch diese Themen finden sie übrigens online auf unserem Blog.
Kurz: wir haben alles, was es für die „Circular Economy“ braucht, ausgenommen vielleicht die Sammelsysteme für benutzte PET-Flaschen.
Aber am wichtigsten: wir haben die komplette Wertschöpfungskette unter einem Dach und damit können wir auch über den ersten Kreislauf hinausdenken – für eine Zukunft mit hohen Anteilen an Recyclingmaterial.
Wenn das Material wieder und wieder im Kreis gefahren wird, dann werden die Herausforderungen größer – und wir haben die Kompetenz für die ganze Wertschöpfungskette und das Werkzeug für diese Herausforderungen.
Wie passiert Veränderung?
So weit so gut. Aber interessanter ist, was muss sich ändern für eine Umstellung auf eine echte Kreislaufwirtschaft?
Waum sollten der Konsument, die Kunststoff-Industrie und andere Marktteilnehmer diesen Wandel vollziehen? Was veranlasst diesen Wandel? Wie ist mehr Nachhaltigkeit machbar?
Wir kennen alle die Bilder von Plastikmüll in der Umwelt – verloren und weggeworfen (lost and littered) , Müll-Missmanagement. Jedermann verurteilt das, aber wie können wir das ändern?
Was generell sorgt denn für eine Veränderung?
Im einfachsten Fall:
Etwas wird ersetzt durch etwas Besseres – bequemer, effizienter, günstiger, schneller … und ich meine hier besser für den Benutzer, also für denjenigen, der die Investitionsentscheidung trifft. Beispielsweise wenn ein altes Smartphone durch ein neueres, schnelleres Modell ersetzt wird. Oder die Verdrängung der Pferdekutsche durch das Auto. Diese Dinge passieren einfach so, weil die Vorteile für den Käufer und Benutzer auf der Hand liegen.
Im komplexeren Fall:
Der Wandel bringt demjenigen, der ihn vollziehen muss, keinen unmittelbaren Vorteil.
Zum Beispiel werden sich Technologien und Systeme, die der Gesellschaft und der Umwelt nützen, die den Benutzer und Kaufentscheider aber etwas kosten ohne einen direkten individuellen Vorteil zu liefern, kaum verbreiten.
Für Firmen, die Produkte mit Vorteilen für die Allgemeinheit, aber ohne direkten Nutzen für den Kaufentscheider anbieten, heißt das, dass sie wahrscheinlich nicht erfolgreich sein werden – bis hin zum wirtschaftlichen Totalverlust, zur Pleite.
Sogar dann, wenn alle – auch die wirtschaftlich erfolgreichen Anbieter der eigentlich überholten Technologien – unter den andauernden Missständen leiden.
Beim Treffen von Entscheidungen sticht der individuelle Vorteil (z.B. ein etwas geringerer Preis) sehr oft den wünschenswerten gesellschaftlichen oder ökologischen Vorteil aus – sei es aus Vorsatz, aus Mangel an Informationen, aufgrund mangelnder Zeit zum Nachdenken bei der Entscheidungsfindung oder einfach aus Desinteresse.
Das ist eine weitere Variante der „Tragik der Allmende “ („tragedy of the commons“), der Individualisierung der Gewinne und der Sozialisierung der wie auch immer gearteten Kosten.
Oft hört man in dieser Art von Diskussion den Ruf nach der „Verantwortung“ des Individuums, der Industrie oder anderer Marktteilnehmer.
Individuelle „gute“ Entscheidungen (die sich im besten Fall nach soliden, neutralen Fakten richten) sind sicherlich eine gute Sache, aber was bewirken sie wirklich?
Sie können als Leuchtturm ein gutes Beispiel geben, sie können Zusammenhänge ins Bewusstsein der Mehrheit bringen.
Aber der große Wandel? Der muss anders geschehen.
Was das Umsteuern zur Kreislaufwirtschaft angeht, dürfen wir uns nicht auf gut informierte individuelle Entscheidungen verlassen.
Grundsätzlicher Wandel hinsichtlich Umweltschutzes und sozialer Zusammenhänge benötigt eine Änderung der Rahmenbedingungen!
Für uns als Mitglieder der Kunststoffindustrie bedeutet das meiner Meinung nach Folgendes:
Natürlich müssen wir die Vorteile von Kunststoff und Kunststoffverpackungen darstellen. Wir können mit Kunststoff kosten- und ressourceneffiziente Produkte und Verpackungen herstellen. Wir können beispielsweise auch technische Möglichkeiten schaffen für Closed-Loop Recycling mit hohen Anteilen von Rezyklat.
Aber auf der anderen Seite müssen wir neue und vernünftige Rahmenbedingungen begrüßen, die von Seiten der Gesellschaft und Gesetzgebung kommen, oder auch von unseren großen Kunden, die unter gesellschaftlichem Druck stehen.
Natürlich braucht es Diskussionen darüber, wie die bestmöglichen Gesetze, Regeln und Rahmenbedingungen auszusehen haben. Aber ich zweifle nicht an der generellen Notwendigkeit dieser Gesetze, Regeln und Rahmenbedingungen auf dem Weg zu einer echten Veränderung.
Keine Kreislaufwirtschaft ohne die richtigen Gesetze, Regeln, Belohnungs- und Bestrafungssysteme (wie auch meiner Meinung nach keine „Klimabremse“ ohne CO2-Bepreisung …).
Lasst uns vorgeschriebene Rezyklatanteile für Kunststoffverpackungen, vorgeschriebene Sammelquoten und hilfreiche Verpackungsspezifikationen nicht bekämpfen, lasst uns lieber Teil der Lösung werden.
Bei Krones können wir heute stolz auf unser Produktportfolio sein, auf die Kompetenzen, die die Menschen in dieser Firma sich erarbeitet haben und auf unsere Fähigkeit über den ersten Kreislauf hinauszudenken.
Krones ist ein kompetenter Partner, wenn es darum geht den Wandel mitzugestalten hin zu einer wirklichen Kreislaufwirtschaft und einer Zukunft mit wirklich nachhaltigen Getränkeverpackungen.
Vor allen Dingen aber sollten wir uns bewusst sein, dass ein solcher Wandel nicht von alleine passiert und dass er auch angetrieben werden muss durch die richtigen Rahmenbedingungen.
Wir sollten das begrüßen und aktiv an der Diskussion teilnehmen, damit der notwendige Wandel vernünftig und glatt verläuft.
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