„Die kostengünstigste Möglichkeit, sechs Flaschen zu einem Gebinde zusammenzufassen“
Als Leiter des Bereichs Order Processing für die Verpackungstechnik bei Krones ist Wolfgang Huber tagtäglich damit konfrontiert, die Forderungen und Wünsche von Getränkeherstellern in passende Verpackungs- und Anlagenlösungen zu übersetzen. Im Interview spricht er darüber, welche Herausforderungen, aber auch Chancen seiner Meinung nach auf den Verpackungsbereich warten werden.
Die Kunststoff-Debatte bewegt die ganze Welt. Auf der Suche nach alternativen Verpackungslösungen steht dabei vor allem der PET-Behälter im Fokus. Aber wie sieht es eigentlich bei der Sekundärverpackung aus?
Die Sekundärverpackung für Einwegbehälter steht aktuell besonders im Fokus. Speziell hier in Deutschland haben wir ja eine sehr hohe Rücknahmequote, bedingt durch das Pfandsystem. Das gilt aber ausschließlich für PET-Flaschen oder Dosen. Die Verpackung, allen voran die Folie, landet im normalen Kunststoffmüll. Hier ist aber bereits ein Wandel hin zu nachhaltigeren Formen der Sekundärverpackung zu beobachten. Die Haupttreiber sind dabei sicherlich die Großkonzerne, die sich selbst entsprechende Nachhaltigkeitsziele gesetzt haben, wie beispielsweise in naher Zukunft komplett auf den Einsatz von Kunststoffen zu verzichten.
Aber nicht nur die großen Getränkeproduzenten, auch der europäische Markt nimmt dabei eine Art Vorreiterrolle ein, wohl auch, weil hier die Kunststoff-Diskussion generell am größten ist. Haben die Verbraucher diese Alternativen akzeptiert, werden meiner Meinung nach auch kleinere Abfüller folgen.
Werfen wir einen Blick auf die Verpackungsmittel generell: Wie sieht aktuell das Verhältnis zwischen Folie und Karton aus?
Bei der Sekundärverpackung muss man zwischen den verschiedenen Behälterarten differenzieren: Glasflaschen werden – abgesehen von Ländern mit Pfandsystem und Mehrweg-Kästen – überwiegend in Kartons verpackt. Bei der Dose teilen sich mit Schrumpffolie und Karton die Verpackungsmittel etwa zu gleichen Teilen auf. Für PET-Behälter hingegen sind Schrumpffolien ganz klar die favorisierte Verpackungsart.
War das schon immer so?
Generell ist der Trend in den letzten zehn bis 15 Jahren eigentlich zur Folie gegangen. Das lag daran, dass unsere Kunden ihre Kosten für Verpackungsmaterial auf ein Minimum reduzieren wollten – und da war und ist Folie definitiv die günstigste Option. Aber jetzt bemerken wir – vermutlich auch getrieben von der Kunststoff-Diskussion – einen Wandel: Gerade bei der Dose geht die Nachfrage weg von Shrinkpacks und zurück zum Karton.
Was bedeutet das für Maschinenlieferanten wie Krones?
Wir orientieren uns bei den Neu- und Weiterentwicklungen unserer Technologien immer an den Anforderungen unserer Kunden. Aus dieser Motivation heraus haben wir in der Vergangenheit Lösungen geschaffen, um mit unserer Maschinentechnik zum Beispiel Foliendicke sowie Verpackungsgewicht – und letzten Endes auch die Kosten der Verpackungsmaterialien – auf ein Minimum zu reduzieren.
Heute lautet die große Herausforderung für uns deshalb nicht, einfach Alternativen zur Schrumpffolie zu entwickeln, sondern diese so zu gestalten, dass sie möglichst nah an die Kostenstruktur der klassischen Folienverpackung herankommen.
2011 hat Krones mit LitePac erstmals eine Sekundärverpackung auf den Markt gebracht, die den Material- und Ressourcenverbrauch auf ein Minimum reduziert. War das bereits eine Antwort auf Forderungen, die es in dieser Kombination damals eigentlich noch gar nicht gab?
So könnte man es sagen. Vor zehn Jahren war unser Entwicklungstreiber aber nicht vorrangig die Nachhaltigkeit, sondern das Bestreben, die laufenden Produktionskosten unserer Kunden zu reduzieren. Das Ergebnis war LitePac, eine Verpackung für PET-Flaschen, die lediglich mit zwei Bändern aus Kunststoff die Flaschen stabil zusammenhält. Damals wie heute ist diese Verpackungslösung die kostengünstigste Möglichkeit, sechs Flaschen zu einem Gebinde zusammenzufassen.
Durchgesetzt hat sich das Konzept damals im Markt aber nicht?
Obwohl wir in den folgenden Jahren einige Maschinen in den Markt brachten, blieb der durchschlagende Erfolg leider aus. Zudem gab es damals noch keine Kunststoff-Diskussion, die den Weg für eine solche alternative Verpackungslösung geebnet hätte.
Kann man also sagen, dass Krones eigentlich der Zeit voraus war?
Ja, denn gerade im vergangenen Jahr konnten wir beobachten, dass die Nachfrage nach dieser Technologie wieder stark zugenommen hat. Allerdings ist die Hauptmotivation heute nicht mehr die Reduktion von Betreiberkosten wie für Energie und Verpackungsmaterial, sondern die Suche nach einer nachhaltigen Verpackungsform. Und dank LitePac haben wir bei Krones nun natürlich einen echten Trumpf im Ärmel: Wir können langwierige Entwicklungsprozesse einfach überspringen, denn wir sind bereits im Besitz einer entsprechenden Technologie, die wir jetzt sozusagen aus der Schublade ziehen und so unsere Führungsrolle im Sinne der Nachhaltigkeit unterstreichen können.
Wie sieht LitePac im Jahr 2020 aus?
Die ursprüngliche Version von LitePac mit den zwei Umreifungsbändern bieten wir heute immer noch an. Denn sie ist die ideale Lösung für all diejenigen, die bei der Sekundärverpackung auf eine kostengünstige und gleichzeitig sehr nachhaltige Lösung setzen möchten. So reduziert allein der Wegfall eines Schrumpftunnels den Energieverbrauch für ein LitePac Gebinde um 90 Prozent gegenüber einem klassischen Shrinkpack.
Aber die Rufe des Markts nach einem vollständigen Verzicht auf Kunststoffe werden immer größer. Deshalb haben wir es uns zur Aufgabe gemacht, auf Grundlage der bereits vorhandenen Technologie eine Alternative zu entwickeln, die zum einen nachhaltig ist und sich zum anderen in einem vernünftigen Kostenrahmen bewegt. Daraus ist LitePac Top entstanden. Hierbei haben wir eine Umreifung durch einen Karton-Clip ersetzt – und das Behälterspektrum auch noch auf Dosen erweitert.
Wie ist Ihre Einschätzung: Werden Verpackungen wie LitePac Top oder der klassische Karton langfristig die Schrumpffolie ersetzen?
Ich glaube, es wird nie eine vollständige Ablösung der Folie geben. Denn würde man künftig ausnahmslos auf Kartonlösungen setzen, stünde die Welt vor dem nächsten Problem: nämlich, dass es derzeit gar nicht die entsprechende Menge an Rohstoffen gibt. Zwar besteht die Möglichkeit, Altpapier einzusetzen, allerdings funktioniert das nicht bei allen Behältergrößen. Für einen Sixpack aus 0,5-Liter-Flaschen ist ein gewisser Anteil an recyceltem Karton im LitePac Top Clip durchaus möglich. Bei schwereren Gebinden jedoch würde dieser nicht die Festigkeit bieten, die nötig wäre, um eine Produktstabilität zu gewährleisten.
Generell ist es ja auch so, dass Folie nicht per se schlecht ist. Vor allem als Logistikverpackung wird sie meiner Meinung nach auch weiterhin Bestand haben. Denn beim Transport der Gebinde und Paletten hin zum Point of Sale gibt es keine kostengünstigere Lösung als die Schrumpffolie, um Stabilität und Verschmutzungsschutz zu garantieren. Als Verkaufsverpackung wird der Anteil der Folienverpackung jedoch zukünftig rückläufig sein.
Möchte man ein Zwischenfazit ziehen, könnte man sagen: Die Behältergröße beziehungsweise das Gebindegewicht sind entscheidend dafür, wie nachhaltig ich meine Verpackung gestalten kann?
Ich würde nicht behaupten, dass man bei großen oder schweren Gebinden immer Abstriche in Sachen Nachhaltigkeit machen muss. Denn LitePac Top eignet sich auch für Gebinde aus 6 x 1,5- oder 2,0- Liter-Flaschen, allerdings ist dafür ein stabilerer Karton aus Primärfasern nötig. Es ist also durchaus möglich, gänzlich auf Kunststoffe zu verzichten, jedoch nicht zum gleichen Preis wie für ein vergleichbares Schrumpfgebinde. Die Gretchen-Frage, die sich daher stellt, ist: Was ist der Konsument am Ende des Tages bereit, für Nachhaltigkeit zu bezahlen?
Spannende Aussichten, die Wolfgang Huber zeichnet, wenn es um die Zukunft der Sekundärverpackung geht, finden Sie nicht auch? Seien Sie gespannt auf Teil 2 des Interviews, in dem vor allem die zugehörige Maschinentechnik im Fokus steht.
Übrigens: Das komplette Interview finden Sie im kommenden Krones magazin, das Mitte Mai erscheint.
Kommentare