Die Getränkedose: Beliebt und unzerbrechlich – Teil 1
Die Getränkedose feiert weltweit überproportionale Zuwächse, herausragend zeigt sich dabei der europäische Markt. Und selbst in Deutschland, wo vor über zehn Jahren ein Pfand für Dosen eingeführt wurde, erleben diese eine ungeahnte Renaissance.
Über 300 Milliarden Getränkedosen wurden 2012 weltweit abgefüllt. Legt man nur ein durchschnittliches Füllvolumen von 330 Millilitern zugrunde, so entspricht dies knapp einer Milliarde Hektoliter Getränke. Innerhalb von 15 Jahren nahm die globale Nachfrage nach Getränkedosen um über 50 Prozent zu, in Europa sogar um über 80 Prozent auf rund 60 Milliarden Dosen in 2012.
Dosenpfand: eine Zäsur
Die Sondersituation in Deutschland verlangt eine etwas intensivere Betrachtung. Im Jahr 2002 war die Welt der Dosenhersteller und -abfüller noch in Ordnung. Über sechs Milliarden Dosengetränke wurden da noch konsumiert. Anfang 2003 erließ die deutsche Bundesregierung ein Gesetz zur Bepfandung von Getränke-Einwegverpackungen. Für jede Dose und Einwegflasche mussten die Verbraucher fortan 25 Cent extra bezahlen. Dieser Pfandbetrag wurde auf einem Bon vermerkt und nach der ordnungsgemäßen Rückgabe der leeren Dose wieder ausbezahlt. Ein System mit Schwierigkeiten, denn es fehlte damals noch an einem übergreifenden Rücknahmesystem. Der Handel behalf sich, indem er die Dose einfach flächendeckend aus den Regalen nahm. Infolgedessen brach der Getränkedosenmarkt in Deutschland zusammen.
»Ich kann mich noch sehr genau erinnern«, erklärt Clemens Paulus, Werksleiter bei Ball Packaging Europe in Haßloch. »Es war der 24. Januar 2003. Um 14.00 Uhr mussten wir die Maschinen abstellen, weil wir keine Aufträge mehr hatten.« Eine gnadenlose Zäsur. Von sechs Milliarden jährlich auf quasi null. In diesem Jahr sollte das Unternehmen ganze 300.000 Dosen für den deutschen Markt ausliefern. Ins gleiche Jahr fiel auch die Übernahme der ehemaligen Schmalbach-Lubeca Gruppe durch die Ball Corporation. Aus der Getränkedosensparte von Schmalbach wurde dann »Ball Packaging Europe«. Die folgenden Jahre produzierten die deutschen Werke vornehmlich für den Export, bis zu 98 Prozent. Erst ab 2006, nach dem Start des bundesweiten Rücknahmesystems für Einweg-Getränkeverpackungen, nahmen immer mehr Handelsketten die Dose wieder ins Sortiment auf und der Absatz der Dosen im deutschen Markt begann messbar zu steigen. 2011 übertraf die Nachfrage erstmals wieder die Eine-Milliarde-Grenze, 2012 waren es 1,4 Milliarden und für 2014 werden 1,8 Milliarden Dosen im deutschen Markt erwartet. Der Anteil am Verpackungsmix in Deutschland ist damit zwar immer noch niedrig – 2012 brachte es die Dose im Biermarkt auf etwa drei Prozent, im Softdrink-Markt auf etwa zwei Prozent – jedoch mit steigender Tendenz. Bei der Zahl der Füllungen, also einschließlich Export, steht die Dose in Deutschland ohnehin schon deutlich besser da: 3,4 Milliarden Dosen waren es 2012 gesamt, davon etwa 1,2 Milliarden im Softdrink- und 2,2 Milliarden im Biermarkt.
Jährlich 60 Milliarden Dosen in Europa
Im europäischen Vergleich liegen diese Zahlen aber eher im unteren Bereich. Knapp 60 Milliarden Dosen werden laut Beverage Can Makers Europe (BCME) in Europa jährlich abgefüllt.
Um 3,7 Prozent hat der Dosenanteil 2012 im Vergleich zum Vorjahr zugenommen, und das trotz sinkendem Bierkonsum. Gerade im Biermarkt nimmt die Dose europaweit der Mehrwegflasche Marktanteile ab, spiegelt aber auch den allgemeinen Rückgang des Außer-Haus-Verzehrs in Bars und Restaurants sowie die zunehmende Preissensibilität der Konsumenten wider. In manchen Märkten ist die Dose bereits äußerst dominant, zum Beispiel im englischen Biermarkt mit 71 Prozent Anteil oder im spanischen Biermarkt mit 40 Prozent.
Insgesamt 46 Fabriken stellen in Europa Getränkedosen her, dazu kommen zehn Werke für Dosendeckel. Betrieben werden sie von fünf internationalen Unternehmen: Rexam, Marktführer in Europa, Ball, weltweit die Nummer eins und zweitgrößter Produzent in Europa, Crown Bevcan, Can-Pack und Bagpack (mit nur einem Werk in Polen). Ball Packaging Europe ist ein Tochterunternehmen der US-amerikanischen Ball Corporation, die 2013 weltweit allein 6,5 Milliarden Dollar ihres insgesamt 8,5 Milliarden Dollar schweren Umsatzes mit Getränkeverpackungen erwirtschaftet hat. Die europäische Tochter hat seit kurzem ihren Sitz in Zürich, betreibt zehn Getränkedosenwerke und zwei Deckelwerke in sechs Ländern Europas und bringt es mit 2.800 Mitarbeitern auf 1,5 Milliarden Euro Jahresumsatz. In nur noch drei dieser zehn Werke werden Dosen aus Weißblech gefertigt. Die allgemeine Tendenz geht eindeutig zur Aluminiumdose.
Fortsetzung folgt…
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