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Wir sind die Herren der sieben Biere!

Es sind nur sieben Flaschen! Nur sieben 0,5 Liter Bügelflaschen eigenes Bier. Jeder Schluck ist kostbar, jede Probiermenge für Freunde genau abgemessen. Mein Vater und ich haben es endlich gewagt – wir haben zuhause in unserer Küche Bier gebraut. Und jetzt, wenn ich meinen Vater frage, ob ich eine Flasche unseres Biers verschenken darf, dann sagt er schlicht: „Nein, das ist viel zu schade!“ Wir sind die Herren unserer sieben Biere – wir geben nichts her!

Ich wollte schon lange mein eigenes Bier brauen, nicht nur, weil ich oft über Prozesstechnik, Brauer und Bier schreiben muss, sondern auch weil ich Bier schlicht unglaublich gerne mag. Ich beschloss also, nach mehreren Braukursen, einfach mal zuhause anzufangen. Mein Vater erschien mir als geeigneter Partner in Crime, weil ich meine Zuneigung zum Bier vermutlich von ihm geerbt habe. Außerdem ist er sehr genau – und das schien mir wichtig.

Doch wie fange ich jetzt an? Was kaufe ich? Ich wollte nicht mit Extrakt brauen, sondern alle Vorgänge der Bierherstellung selbst durchlaufen. Ich recherchierte kurz und stieß schließlich auf die Braubox von Besserbrauer. Eine Box mit allen Zutaten – vom Gärbehälter, über Reinigungsmittel bis hin zu den Rohstoffen. Schon kurz nach der Bestellung war die Box da, und ich konnte loslegen. Die Brauanleitung war mit meinen minimalen Grundkenntnissen sehr leicht verständlich – und auch nett geschrieben. 

Wer einmal jemandem eine Flasche Bier gegeben und „das hab ich selbst gebraut“ gesagt hat, der weiß was das für ein Gefühl ist.

 Das steht da in der Einleitung und das stimmt. Vor allem, wenn es gut wird, und man nur sieben Flaschen zur Verfügung hat. Selten habe ich ein Bier mehr behandelt wie einen Rohdiamanten, als mein erstes Selbstgebrautes.

Wir haben uns für den Brausatz „Helles“ entschieden, weil wir wirklich ganz ganz grundlegend anfangen wollten. Nur kein Schnickschnack. In der Beschreibung steht, dass wir uns rund fünf Stunden Zeit nehmen sollen, daher haben wir mal vorsorglich den ganzen Samstag dem Brauen gewidmet. Einmaischen in einem großen Topf hörte sich ziemlich einfach an – die Temperatur gleichmäßig zwischen 65 und 69 Grad halten, das war dann doch eher eine Herausforderung. Nach längerem Überlegen holten wir Mamas Weck-Entsafter aus dem Keller, hatten dann jedoch das Problem, dass die Flüssigkeit im Topf eher zu heiß war. Die richtige Temperatur einzustellen war 60 Minuten lang ein Hin- und Herprobieren. Ich war nervös.

Nach einem kurzen Erhitzen auf 78 Grad begannen wir dann schließlich mit dem Läutern durch ein grobmaschiges Küchensieb – Das war einfach und wir hatten bald Treber und Würze getrennt. Aus dem Treber haben wir später noch ein Brot gemacht – das Rezept war auch aus der Braubeschreibung. Noch so ein Erfolgserlebnis: Eigenes Brot.

Unser Bier ist im Antrunk ein wenig bitter – ich vermute mal das ist im nächsten Schritt passiert: dem Hopfenkochen. Beim besinnlichen 90-minütigen Kochvorgang gaben wir die Hopfensorten „Tradition“ und „Saazer“ in das Bier. Nach der Kochzeit soll das Bier dann möglichst schnell herunterkühlen, um ein Nachbittern zu vermeiden. Und das waren wir etwas langsam. Die Küche war geheizt und obwohl wir das Flügelfenster öffneten und den Topf mit Kühlelementen bearbeiteten, konnten wir nur relativ langsam runterkühlen. Ich wurde zunehmend gestresst.

Komplett gestresst war ich dann als es um die Gärung ging, denn die Reinigungsmittel kamen zum Einsatz. Putzen ist nicht meine starke Seite, daher übernahm die Reinigungsaufsicht mein Vater. Mich überkam leise Panik, dass wir vergessen irgendetwas zu desinfizieren und so ein ziemlich grauenhaftes Bier produzieren. Irgendwann nach einer gefühlten Ewigkeit war die Würze im Glasbehälter aus der Braubox und der Gärspund stöpselte brav darauf. Wir lagerten das Behältnis an einem dunklen und warmen Ort, unter der Küchenarbeitsplatte.

Nach einer Woche Lagerzeit begann dann der Desinfektionswahnsinn von vorne: Wir mussten abfüllen. Zum Glück sammelt mein Vater Bügelflaschen und so war schnell geklärt wie wir abfüllen wollten. Das Jungbier roch bereits sehr apart und meine Desinfektionsskepsis legte sich ein wenig: wir waren auf einem guten Weg. Nach drei Wochen Flaschenreifung war es dann so weit: Ich probierte das erste Bier. Leider begann ich mit der Flasche, die wir als letztes abgefüllt hatten – sie schmeckte stark nach Hefe und war sehr trüb. Geschmacklich erinnerte mich das Bier eher an ein Weizen und ausgesehen hat es wie ein Kellerbier mit wenig Schaum. Doch schon bei der zweiten Flasche war klar: Das Bier war eigentlich goldgelb, leicht trüb, hatte sehr gute Schaumentwicklung und war – wie gesagt – im Antrunk leicht herb. Am besten schmeckte es eiskalt.

Fest steht: Wir werden weiter brauen, weiter in der Küche. Nachdem das erste Bier gut geworden ist, habe ich auch keine Angst mehr vor dem Reinigen und allem, was so schiefgehen kann. Allerdings verstehe ich es jetzt schon, warum sich Brauer stolz vor neue Tanks und Anlagen stellen und posieren. Es ist schon eine große Erleichterung, wenn man mit zuverlässigen Anlagen arbeitet – die vernünftig gereinigt werden können. Bei sieben Flaschen ist ja noch nicht so viel kaputt, aber wenn eine größere Menge Bier mal nichts wird, dann blutet das Brauerherz sicher sehr. Und auch der Aufwand des Brauens ist wirklich enorm. Aber wenn man Bier wirklich gerne mag, dann gibt es tatsächlich kein schöneres Gefühl als einem Bekannten zu sagen: „Probier mal, hab ich selbst gemacht!“

Wir haben unser Bier mal blind verkosten lassen. Im Film seht ihr, wie es gegenüber einem Kellerbier, einem Hellen und einem alkoholfreien Weizen abschneidet.

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