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Warum ich bei Schneider Weisse an Goethe und Batman denken muss

„Zwei Seelen wohnen, ach! in meiner Brust“ – Hätte sich Dr. Faust mit diesem Problem nicht ausgerechnet an den Teufel als Therapeuten gewandt, wer weiß? Vielleicht wären dann viele Generationen deutscher Schüler von seinem Gejammer verschont geblieben. Jemand, der es auch ohne übersinnliche Hilfe schafft, zwei scheinbar gegensätzliche Leidenschaften unter einen Hut zu bringen, ist Hans-Peter-Drexler.

 

Drexler verkörpert zwei Bier-Philosophien, denen man ansonsten gerne unterstellt, sie hätten sich nicht viel zu sagen: Er ist Brau-Traditionalist und Craft-Beer-Rebell in einer Person. Und dafür muss er nicht einmal ein Bruce-Wayne/Batman-mäßiges Doppelleben führen. Obwohl die Vorstellung durchaus zu faszinieren weiß: Ein Braumeister, der tagsüber das Erbe der Vergangenheit kultiviert, um dann im Schutze der Nacht an umso wilderen Bierkreationen herumzuexperimentieren. (Hallo Netflix, wäre das nicht mal eine Idee für eine Serie?)

Klar, so ein Leben als Bier-Batman wäre nicht nur aufregend, sondern auch ziemlich anstrengend. Wie gut, dass Hans-Peter Drexler das gar nicht nötig hat. Denn als Braumeister bei Schneider Weisse kann er ganz offiziell kreative Biere erfinden, während er gleichzeitig eine fast 150-jährige Tradition frischhält.

Für vielschichtige Aromen braucht es Luft

Die Quelle, aus der sich diese Tradition speist, ist das Schneider Original. Als Inbegriff eines bayerischen Weißbiers wird es seit 1872 unverändert nach der gleichen Rezeptur gebraut. Und die schreibt ein Verfahren vor, das in der heutigen Braulandschaft nur noch selten anzutreffen ist: die Gärung in offenen Bottichen. Sie sorgt dafür, dass die Hefe ausreichend Sauerstoff erhält und legt damit den Grundstein dafür, dass sich in der Würze eine vielschichtige Aromenvielfalt herausbilden kann. Diese wiederum ist ein charakterisierendes Element aller Schneider Biere. Denn die offene Gärung kommt nicht nur beim Klassiker, dem Schneider Original, zum Tragen, sondern auch bei den restlichen neun Weißbier-Spezialitäten der Brauerei. Darunter finden sich unter anderem die herb-süße Hopfenweisse, der tiefdunkle, mahagonifarbene Aventinus-Eisbock sowie das mit dem gleichnamigen neuseeländischen Hopfen gebraute Nelson Sauvin.

Eine weitere Besonderheit: Die Mehrheit der Schneider-Biere wird beim Abfüllen zusätzlich mit einem Anteil frischer Würze versehen. Das sorgt dafür, dass die Biere in der Flasche oder im Fass zu den Produkten ausreifen können, die Bierfans von Bayern bis Brasilien ins Schwärmen bringen – und die bei Bierwettbewerben regelmäßig auf dem Siegertreppchen landen.

Die Inspirationsquelle: USA

Der internationale Erfolg basiert nicht zuletzt auf der weltoffenen Neugier der Brauerei und ihres Braumeisters. Insbesondere die Craft-Beer-Bewegung hinterließ bei Hans-Peter Drexler einen nachhaltigen Eindruck. Deren Geburt verfolgte er in den 90er Jahren während mehrerer USA-Reisen hautnah mit – und war begeistert. „Was ich von da mitgebracht habe? Den Impuls, dass man an das Brauen auch ganz unbedarft und offen herangehen kann. Eine unglaublich spannende Erfahrung für mich“, erinnert er sich. Zurück in Niederbayern ließ er seiner Begeisterung Taten folgen: Er entwickelte ein Bier auf Basis einer Hopfensorte, die er in den USA neu für sich entdeckt hatte. „Der Hopfen hatte ein starkes citrus- oder grapefruitartiges Aroma“, erzählt er. „Da habe ich mir gedacht: Der muss doch hervorragend zum Weißbier passen. In Bayern hat man ja früher immer eine Zitronenscheibe mit ins Weißbier-Glas gelegt.“

Damit brachte Schneider Weisse als eine der ersten Brauereien die Innovationsfreude der amerikanischen Craft-Brewing-Szene nach Deutschland – lange bevor der Begriff „Craft Beer“ hierzulande überhaupt bekannt war. „Anfangs wusste man bei uns daheim ja nicht mal, wie man so ein Weißbier überhaupt nennen soll“, lacht Drexler.

Wer weiß, was er tut, schläft auch gut

Trotz aller Experimentierlust: Der offenen Gärung bleibt Schneider Weisse auch bei neuen Rezepturen treu. Für den Braumeister Drexler stellt die Festlegung auf ein traditionelles Verfahren keine Einschränkung dar, sondern ganz im Gegenteil: eine Bereicherung. „Unsere Hauptsorte, die Original Schneider Weisse, halte ich persönlich für ein geniales Bier – eben weil wir ihr die offene Gärung verdanken“, erklärt er. „Dass man dieses tolle Verfahren aufrechterhält, war mir schon immer wichtig.“

Dafür nimmt er auch gerne den größeren Aufwand in Kauf, den die traditionelle Methode zwangsläufig mit sich bringt. Immerhin verlangt sie perfekte Hygienebedingungen – und verzeiht dabei nicht den geringsten Fehler. Dazu kommt der eigene Anspruch von Schneider Weisse: ein handwerkliches Bier zu brauen, das keinerlei Toleranzen in der Produktqualität aufweist. „Wer ein Schneider-Weisse-Bier kauft, erwartet zu Recht auch einen ganz bestimmten Geschmack. Da können wir uns absolut keine Schwankungen erlauben“, meint Drexler mit Nachdruck.

Wie er da nachts überhaupt ein Auge zumachen könne? Auf diese oft gestellte Frage – meist von anderen Brauern mit aufrichtigem Respekt in der Stimme – reagiert Drexler augenzwinkernd „Mei, ich schlaf‘ eigentlich recht gut.“ Seine Gelassenheit rührt vor allem von der großen Erfahrung her, auf die er und sein Team zurückgreifen können. „Schneider Weisse ist ja schon sehr lange Spezialist auf diesem Gebiet“, sagt er. „Wir kennen den Prozess bis ins Detail und haben unsere Anlagentechnik exakt darauf ausgelegt.“

Das gilt auch für die neuen Krones Lösungen, die Schneider Weisse kürzlich in Betrieb genommen hat. Welche das genau sind und welche Erfahrungen die Brauerei mit ihrem neuen Equipment bislang gemacht hat, darüber berichten wir ausführlich im aktuellen Krones magazin, Ausgabe 4/20 und auf unserer Website oder ihr schaut mal hier rein:

 

 

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