St. Erhard: Optimismus aus Bamberg
Christian Klemenz hat ein erfolgreich abgeschlossenes BWL-Studium in der Tasche, ist jung und insgesamt gehört er eher zum Typ ‚Optimist’. BWL-Studenten und Optimisten gibt es aber mittlerweile zu Genüge und spätestens nach 173948 weniger aussichtsreichen Bewerbungen ist die positive Einstellung dann oftmals schneller dahin als gedacht. Wenn sich aber, wie bei Christian, Kompetenz und Zuversicht mit einer gehörigen Portion Eigeninitiative und Mut verbinden, dann steht der erfolgreichen beruflichen Zukunft eigentlich nichts mehr im Weg… Und das, was dabei heraus kommt, kann sich schmecken lassen: St. Erhard, seine eigens kreierte Craftbier-Marke aus Bamberg! Bamberg ist ja nun nicht so weit entfernt, da lohnt es sich schon einmal, genauer bei Christian Klemenz, dem Gründer von St. Erhard, nachzufragen…
Kannst du zunächst einmal ein paar Worte zu dir und deiner beruflichen Laufbahn sagen?
Mein Name ist Christian Klemenz, ich bin 29 Jahre alt, gebürtiger Oberfranke und Gründer und Geschäftsführer von St. ERHARD und der Bierothek®. Zum Ende meines BWL-Masterstudiums im Frühjahr 2011 habe ich gemeinsam mit zwei Studienkollegen mit St. ERHARD eine exportorientierte Craftbier-Marke in Bamberg gegründet. 2014 kam dann mit der Bierothek® noch eine eigene Handelssparte mit dazu.
Wie kam es zur eigenen Biermarke St. ERHARD? Lang gehegter Traum oder spontane Entscheidung, dein eigenes Bier zu entwickeln?
Eine eigene Firma zu gründen war tatsächlich ein lange gehegter Traum, der mich schon während meines Studiums begleitete. Dass es schlussendlich mit Bier auch noch das beste Produkt der Welt werden würde, hat sich erst während eines Auslandssemester in Indien herausgestellt. Mir ist dort aufgefallen, dass deutsches Bier im Ausland zwar einen wahnsinnig guten Ruf genießt, es aber kaum qualitative Vertreter gab noch eine Markenbekanntheit vorhanden war.
Du bist ja noch ein sehr junger Unternehmer. Hattest du anfangs denn Zweifel an deinen Plänen?
Zweifel sind nicht unbedingt Teil meiner Persönlichkeitsstruktur, wenn ich von einer Sache überzeugt bin. Außerdem war für mich damals schon klar, dass während des Studiums bzw. frisch von der Uni eigentlich die beste Zeit ist, um eine Firma zu gründen. Die Opportunitätskosten sind niedrig und man hat nichts zu verlieren. Wenn man dann den Schritt nicht macht, etwas zu wagen, wann dann?
Woher kommt die Begeisterung für Craft Beer bei dir?
Die Begeisterung für handwerklich gebrautes Bier wurde mir schon etwas in die Wiege gelegt. Wenn man wie ich im Bierland Oberfranken aufwächst, dann ist es beinahe normal, dass man eine Leidenschaft für Bier entwickelt. Nur hat das früher eben noch nicht Craftbier geheißen. Ich selbst habe den Begriff eigentlich erst weit nach der Gründung zum ersten Mal gehört. Wir haben eigentlich eine der ersten deutschen Craftbier-Marken gegründet, ohne zu wissen, was Craftbier eigentlich ist.
Kannst du dein Bier kurz beschreiben? Was macht St. ERHARD deiner Meinung nach einzigartig?
Wir stehen für einen hohen Anspruch in der Qualität unserer Biere sowie in Vermarktung und Design. Mit St. ERHARD als Marke wollen wir die Wertigkeit von Bier im Allgemeinen steigern und ihm zu seiner gesellschaftlichen Bedeutung verhelfen, die es verdient.
Wen willst du in erster Linie damit ansprechen?
Wir wollen Bier zeitgemäß vermarkten und damit auch Kundengruppen ansprechen, die bis dato mit dem Produkt Bier vielleicht noch nicht so viel anfangen konnten und z.B. eher zum Wein gegriffen haben.
Was steckt hinter der Bierothek®?
Bei der Vermarktung von St. ERHARD in Deutschland haben wir festgestellt, dass es für besondere Biere in Deutschland schwierig ist, die passende Vertriebsstruktur zu finden. Es gab bis vor drei Jahren in Deutschland einfach noch keine spezialisierten Bierfachgeschäfte. Deshalb haben wir uns im Sommer 2013 einfach selbst dazu entschlossen die entsprechende Handelsstruktur dafür aufzubauen und haben mit der Bierothek® Bamberg unsere erste von mittlerweile sieben Filialen eröffnet. Damit sind wir heute schon die größte Kette von Bierfachgeschäften in Deutschland.
Wie sehen deine bierischen Pläne für die Zukunft aus? Kann man sich neben dem St. ERHARD Original, Saison und Farmer auf weitere Biere freuen?
Ja, wir werden unser Produktportfolio sukzessive weiter ausbauen und noch mehr besondere Biere, die im Craftbier-Bereich anzusiedeln sind, auf den Markt bringen.
Bamberg ist ja für seine regionalen Biere durchaus bekannt. Wie stehst du zu anderen Craft Beer Brauereien in der Umgebung: Konkurrenz oder Bereicherung?
Oberfranken und gerade die Region Bamberg haben ja auch bereits vor der Craftbier-Bewegung eine sehr hohe Anzahl an Brauereien und besonderen Bieren aufgewiesen. Wenn man die Kräfte noch mehr bündeln würde, könnten sich aus dieser quanti- und qualitativen Stärke ein enormes Wachstumspotential ergeben, insofern sehe ich ganz klar eher das Potential.
Wie schätzt du die Entwicklung und Zukunft der Craft Beer Szene in Bayern persönlich ein? Gibt es Tendenzen oder bestimmte Schwerpunkte?
Was für Oberfranken gilt, gilt auch für ganz Bayern. Die historisch gewachsene Brauereistruktur wie wir sie hier bei uns vorfinden bietet ein enormes Potential für neue Vermarktungsmöglichkeiten, dadurch, dass sich plötzlich ein neuer Markt für besondere Bierspezialitäten auftut und Kunden außerhalb des traditionellen Vertriebsgebietes plötzlich bereit sind wesentlich höhere Preise für besondere Bierspezialitäten zu bezahlen. Die Herausforderung wird daher sein, ob und wie man es schafft diese beiden Welten zusammenzubringen. Ich bin da aber grundsätzlich optimistisch.
Ich bin in dieser Hinsicht mindestens genauso optimistisch wie Christian und freue mich auf die nächsten bierigen Projekte von ihm! Vielen Dank für das Interview! 🙂
Dank für die Bilder geht an Martin Rehm, martinrehm.com