Nürnberg: Nabel der (Brauer-)Welt
Da fliegt man 6 500 Kilometer über den Atlantik und trifft dann im Restaurant bekannte Gesichter aus Bayern. Na gut, vielleicht nicht ganz zufällig. Schließlich hat sich zur Craft Brewers Conference in Philadelphia mehr oder weniger die ganze Bier-Welt versammelt. Mittendrin (und am Nachbartisch): einige Mitarbeiterinnen der NürnbergMesse.
Andrea Kalrait, Veranstaltungsleiterin der BrauBeviale, erzählt im Nachgang zur CBC, warum sich der Flug nach Philadelphia für sie rentiert hat, weshalb Nürnberg der Nabel der Brauer-Welt ist und warum die BrauBeviale mehr als „nur“ Bier kann.
Frau Kalrait, könnten Sie sich und Ihre Rolle bei der NürnbergMesse bzw. der BrauBeviale zu Beginn kurz vorstellen?
Ich bin seit drei Jahren die Veranstaltungsleiterin der BrauBeviale – und das mit ganzem Herzen. Allerdings reicht meine Beziehung zu dieser Messe viel weiter zurück, denn
eigentlich betreue ich sie bei der NürnbergMesse bereits seit über 20 Jahren. Durch diese langjährige Verbundenheit ist sie praktisch wie eines meiner Kinder und ich freue mich zu sehen, wie sie sich entwickelt und bin stolz darauf, dass ich meinen Anteil dazu beitragen und mein Herzblut mit hineinstecken kann.
Auf der CBC in Philadelphia waren Sie mit einem Stand vertreten, an dem Sie die BrauBeviale Nürnberg, aber auch die Beviale Moscow und die China Craft Beer Conference & Exhibition vorgestellt haben. Was macht die CBC für Sie so interessant?
Die CBC ist für uns eine wichtige Plattform, um die Brauer in USA anzusprechen. Hier können wir sehr zielgruppengenau Kontakte knüpfen und die BrauBeviale, aber auch die anderen Veranstaltungen in unserem Netzwerk für die Getränkeherstellung, vorstellen. Die BrauBeviale ist gerade für Brauer und Craft Brewer die erste Wahl, wenn sie über den „Teich“ blicken und sich weiterentwickeln möchten. Nürnberg ist der Treffpunkt für die europäische und die internationale Brauer-Szene.
Treffen Sie unter den Craft Brewern in Amerika viele „alte Bekannte“? Oder ist das eher eine Zielgruppe, die Sie gerne neu nach Nürnberg locken wollen?
Sowohl als auch. Viele der Besucher kennen uns und haben die BrauBeviale bereits besucht. Aber gerade die „neuen Brauer“ in den USA gilt es rechtzeitig abzuholen und zu einem Besuch nach Nürnberg einzuladen.
Für wie wichtig halten Sie die verhältnismäßig kleinen, oft alternativeren Brauer aus der Craft-Beer-Szene für die BrauBeviale?
Die Craft-BeerSzene allgemein ist für den gesamten Biermarkt sehr belebend. Sie hat nicht nur neue Kreationen hervorgebracht, sondern auch alte Traditionen wieder aufleben lassen, was für eine interessante Geschmacksvielfalt beim Thema Bier gesorgt hat. Auch in der öffentlichen Wahrnehmung von Bier gibt es neue Impulse. Best practice Beispiele zeigen, dass aus diesen verhältnismäßig kleinen Craft Brewern auch richtig große Brauereien entstehen können. Somit kann letztlich jeder dieser „alternativeren Brauer“ aus der Craft Beer Szene der Großkunde unserer Aussteller von morgen werden.
Mit den Standorten Nürnberg, Moskau und Shanghai entwickelt sich allmählich ein richtiges Netzwerk. Dabei liegt der Fokus auch – wenn auch nicht nur – auf dem Thema Craft Beer. Hat sich dieser Schwerpunkt über die letzten Jahre verstärkt bzw. sehen auch Sie den Trend, dass Bier in den letzten Jahren gesellschaftsfähiger, also besser zu kommunizieren, geworden ist?
Für die BrauBeviale selbst hat sich am Fokus in diesem Sinne nichts verändert. Auf der Messe im November geht es neben Bier selbstverständlich um die gesamte Getränkepalette bis hin zu flüssigen Molkereiprodukten. Durch den generellen Trend hin zu handwerklich hergestellten Getränken, den „Craft Dinks“, kann man diese Entwicklung als die besondere Würze bezeichnen, da gerade hier die Innovationen im Getränkebereich zu finden sind. So also auch beim Bier und speziell bei Craft Beer. In Deutschland aber auch weltweit sind viele Menschen aktiv, die ihre Leidenschaft und Begeisterung für den Gerstensaft ausleben und dabei absolut authentisch sind. Es gibt inzwischen nicht nur Brauer und Braumeister, sondern auch Biersommeliers und Bierenthusiasten und somit viele, die sich mit Bier auseinandersetzen und es mit Attributen aufladen, die bisher nur dem Wein vorbehalten waren. Es geht bei Bier immer mehr um Genuss und weniger um Masse. Darüber hinaus gibt es Bierpreise, die versuchen im Dschungel der Biervielfalt eine Art Guideline zu bieten. Das alles nimmt inzwischen auch der Endverbraucher wahr und somit kann man mit Fug und Recht behaupten, dass Bier gesellschaftsfähiger geworden ist.
Der Flyer zum Craft Beer Network kündigt „…and more to come“ an. Es gibt also Pläne, dieses Netzwerk noch weiter wachsen zu lassen? Gibt es denn schon Tendenzen, welche Regionen als nächstes interessant sein könnten?
Beim Craft Beer sprechen wir inzwischen von einem globalen Trend und daher ist es eine folgerichtige Konsequenz, dass wir dieses Netzwerk noch erweitern werden. Es gibt viele interessante Märkte, aber nicht jeder Markt ist bereits reif für eine eigene Veranstaltung. Wir sind dabei, in einigen der vielversprechenden Märkte zu sondieren. Sobald wir über konkrete Regionen sprechen können, werden wir natürlich entsprechend informieren.
Inwiefern werden diese Messen zentral aus Nürnberg bzw. dezentral aus den jeweiligen Ländern (mit Partnern vor Ort) organisiert?
Die NürnbergMesse ist weltweit bestens vernetzt mit Tochtergesellschaften, Niederlassungen und Auslandsvertretungen. Für das Netzwerk arbeiten wir stark verzahnt miteinander und so ist auch gewährleistet, dass die jeweilige Veranstaltung, optimal zugeschnitten auf den Zielmarkt organisiert wird. Das Gesamtkonzept für das Netzwerk stammt aber selbstverständlich aus Nürnberg.
Gibt es charakteristische Elemente, die die verschiedenen Veranstaltungen verbinden und so etwas wie ein Wiedererkennungsmerkmal sind?
Wenn wir BrauBeviale und Beviale Moscow mit einbinden, dann ist das verbindende Element ganz klar das Thema Getränke im Allgemeinen. Auch wenn die Veranstaltungen einen jeweils anderen Fokus haben (Investitionsgüter auf der einen Seite, Getränkekultur auf der anderen), so sind sicherlich Craft Beer und auch Craft Drinks hierbei das verbindende Element, das bei allen Veranstaltungen die Hauptrolle spielt.
Ende Mai fand die China Craft Beer Conference & Exhibition statt. Feierte die Veranstaltung 2016 ihre Premiere? Und lassen sich Trends auf den internationalen Bier Märkten miteinander vergleichen? Sieht man also z.B. in China Parallelen zu Deutschland oder den USA?
Die China Craft Beer Conference & Exhibition, die unsere Kollegen in China zusammen mit The Beer Link veranstaltet haben, war ein voller Erfolg. Wie schon gesagt, handelt es sich bei „Craft Beer“ um einen globalen Trend. In nahezu jedem Land und auf jedem Kontinent entwickelt sich eine kreative Szene. Bei all den Parallelen gibt es aber für jeden Markt wieder Besonderheiten, die es in die jeweilige Veranstaltung einzubinden gilt.
Im November findet die BrauBeviale in Nürnberg statt, bei der auch Krones wieder vertreten sein wird. Gibt es dieses Jahr einen thematischen Schwerpunkt oder eine Besonderheit, auf die man schon gespannt sein darf?
Das Trendthema zu Beginn des Tripels – „Kreative Bierkultur“ – wurde im Laufe der drei Jahre stets erweitert, sodass wir in diesem Jahr von der „Kreativen Getränkekultur“ sprechen können. Aber die Bandbreite ist wieder immens und unsere Besucher dürfen sich auf einen reich gedeckten Stammtisch der Getränkebranche freuen. Jetzt könnte ich natürlich die Punkte unseres reichhaltigen Rahmenprogramms aufzählen, aber letztlich geht es ja darum, für wen die BrauBeviale interessante Angebote im Gepäck hat und das sind nicht nur die Brauer! Die Reise nach Nürnberg lohnt sich sowohl für das technische Management als auch die Marketingmitarbeiter in den getränkeherstellenden Betrieben. Da wir bei den letzten Fragen so viel über Bier gesprochen haben, möchte ich noch einmal betonen, dass es um tatsächlich alle Getränke, also Wasser, alkoholfreie Getränke, Wein, Spirituosen und flüssige Molkereiprodukte, geht. Aber auch Handel und Gastronomie, Dienstleister für die Getränkebetriebe sowie Schüler und Studenten werden auf der Messe im November mehr als fündig. Ich lade alle herzlich ein, die BrauBeviale vom 8. bis 10. November 2016 in Nürnberg zu besuchen.