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Glühendes Eisen und kaltes Bier: Faszination Bierstacheln

Ich habe eine Kollegin, die mag kein Bier. Weil sie aber sonst ziemlich in Ordnung ist, rede ich trotzdem mit ihr – und habe ausgerechnet durch sie vor ein paar Wochen etwas für mich neues aus der Bier-Welt kennengelernt. Völlig begeistert hat sie nämlich davon erzählt, dass jemand einen heißen Eisenstab in sein Bier getaucht hat, um es zu karamellisieren. Und weil ich seitdem immer wieder über das so genannte „Bierstacheln“ gestolpert bin, habe ich mich jetzt mal genauer eingelesen – allein schon, um im Team wieder die Oberhand in Sachen Bier-Wissen zu gewinnen.

Das Bierstacheln ist übrigens alles andere als neu, vielmehr erlebt die Technik gerade eine kleine Renaissance – eigentlich geht sie auf eine alte Tradition aus dem Schmiedehandwerk zurück: War dem Schmied das draußen gelagerte Bier zu kalt, tauchte er kurzerhand ein glühendes Eisen – zum Beispiel einen Schürhaken – hinein, um sein Getränk auf eine angenehmere Trinktemperatur zu bringen. Das Ergebnis ist heute wie damals das Gleiche: Durch die starke Hitze karamellisiert der Restzucker und verleiht dem Bier einen weichen, intensiveren Geschmack.

Dass der Markt an handlicheren (und hygienischeren) Alternativen zu Schürhaken inzwischen gewachsen ist, dürfte auch daran liegen, dass in letzter Zeit einige (Hobby-)Brauer mit dem Bierstachel experimentieren – nicht zuletzt in der Erlebnisgastronomie findet das traditionelle Werkzeug viele Freunde. In den Grundzügen funktionieren alle diese Modelle gleich und sind schnell erklärt:

Das Bier: Am besten eignet sich dunkles Bier mit viel Restzucker – also zum Beispiel ein normales Dunkles oder ein Bock. Davon eine relativ kleine Menge (ca. 0,2 Liter) kühlen bis es ca. 6 – 7 °C hat und dann mit möglichst wenig Schaum in ein Glas einschenken.

Der Bierstachel: In der Regel ist das Werkzeug ca. 40 cm lang, aus Edelstahl und sieht relativ unspektakulär aus. Mit Hilfe von Lötlampe oder Bunsenbrenner den Stab bzw. die Kugel an seinem Ende ordentlich erhitzen – er soll richtig zu glühen anfangen.

Das eigentliche „Stacheln“ geht dann ganz schnell: Den heißen Bierstachel ca. 2 – 5 Sekunden senkrecht in das Bierglas tauchen, bis sich ein ca. 2 cm hoher feinporiger Schaum gebildet hat. Dabei passieren zwei Dinge: Das Bier verliert an Kohlensäure und der Restzucker karamellisiert.

 

Im Eifer des Gefechts nicht vergessen, dass der Bierstachel auch nach seinem Einsatz noch heiß sein kann – deswegen unbedingt auf einer hitzebeständigen Unterlage ablegen. Und dann – last but not least – den Duft von Karamell genießen und das Bier zügig trinken, bevor der Schaum abkühlt und wieder zusammenfällt. Übrigens: keine Angst vor warmem Bier. Denn das hat sich nur um ca. 1 – 3 °C erwärmt und hat unter dem warmen Schaum die perfekte Trinktemperatur.

Meinungen, Erfahrungen oder Fragen dazu? Wie immer gerne in den Kommentaren dalassen!

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