Ein Keller voller Möglichkeiten
Auf einem regionalen Craft Beer Festival habe ich ihn zum ersten Mal gesehen, da hat er neben zahlreichen kleinen und größeren Brauereien sein Hartl Bräu vorgestellt. Hilflos und entscheidungsunfähig bin ich mit einer Freundin vor seiner Bierauswahl gestanden, bis sich Volker Hartl unserer erbarmt hat. Sein „Mandarina Pale Ale“ hat er uns empfohlen – und mich überzeugt. Meine Mit-Testerin hat sich beratungsresistent erwiesen und ein Rauchweizen bestellt – auch eine gute Entscheidung, wie sich herausgestellt hat. Da bin ich neugierig geworden, was diesen Brauer aus Hainsacker bei Regensburg angeht. Und jetzt kreuzen sich unsere Wege wieder, denn als Inhaber seiner erfolgreichen Kleinstbrauerei hat Volker Hartl einiges zu erzählen.
Herr Hartl, was fasziniert Sie so am Brauen?
Dank der vielen verschiedenen Hopfen- und Malzsorten ist es mir möglich, selbst kreativ zu werden und Biere in den vielfältigsten Geschmacksrichtungen herzustellen. Ob malzig, hopfig, fruchtig, herb, rauchig, ausgewogen – alles ist möglich. Außerdem macht es einfach Freude, etwas selbst herzustellen und sicher zu wissen, was im Endprodukt enthalten ist.
Woher beziehen Sie Ihre Rohstoffe? Und wie wichtig ist das für Sie?
Den Hopfen beziehe ich fast ausschließlich aus der Region bzw. aus der Hallertau, das Malz zu einem Teil aus dem Landkreis Regensburg und vor allem aus Bamberg. Mir ist es durchaus wichtig, zu wissen, woher ich meinen Hopfen und mein Malz beziehe. Nur so kann ich meinen Kunden mit gutem Gewissen meine Biere anbieten.
Haben Sie sich das Brauen selbst beigebracht und ausprobiert? Oder hatten Sie dabei einen Lehrmeister?
Das Brauen habe ich mir selbst durch die entsprechende Lektüre, Internetforen und zahlreiche Brauversuche beigebracht. Ca. 2003 habe ich mit dem Brauen als Hobby begonnen. Zum damaligen Zeitpunkt war ich aktives Mitglied der Regensburger Mittelaltergruppe Evocatio Ratisbonensis, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, das bürgerliche Leben um die Zeit um 1470 darzustellen. Meine Aufgabe in der Gruppe war unter anderem die Darstellung der mittelalterlichen Bierbrauerei. Hier findet sich auch die Verbindung zum auf dem Etikett abgebildeten Brauer Herttel. Angefangen habe ich mit einem 10 Liter Topf in der Küche. Weiter ging es mit einem umgebauten Einkochautomaten bis zum 100 Liter Waschkessel mit Holzbefeuerung – ganz ähnlich wie auf der historischen Abbildung. Damit ich mein Gewerbe anmelden konnte war es nun aber nötig, eine Brauanlage aus Edelstahl anzuschaffen.
An wen verkaufen Sie Ihre Biere bisher hauptsächlich? Bemerken Sie dabei auch die Craft-Bier-Begeisterung aus den USA?
Da ich das Brauen erst seit Anfang des Jahres als Kleingewerbe betreibe habe ich noch keinen sehr großen Kundenstamm. Der Verkauf beschränkt sich bisher fast nur auf Bierliebhaber aus der Region. Aber auch aus Norddeutschland wurde mein Bier bereits bestellt. Meine Hartl Bräu Seite auf Facebook hat Fans aus ganz Deutschland bis nach Dänemark. Auf Anfragen aus fernen Kontinenten warte ich bisher noch …. :-).
Brauen Sie zu Hause oder sind Sie dafür mittlerweile schon zu groß?
Meine Brauanlage befindet sich im Keller meines Wohnhauses. Leider bin ich hier an meinen Kapazitätsgrenzen angekommen, das Platzangebot ist nicht mehr ausbaufähig. Gebraut wird von mir alleine. Hilfe bekomme ich von meiner Frau beim Etikettieren und bei allen bürokratischen Dingen.
Welches Ziel haben Sie sich für Ihre Brauerei gesetzt? Wünschen Sie sich, weiter zu wachsen?
Momentan bin ich mit dieser kleinen Brauerei absolut zufrieden. Mir geht es beim Brauen nicht um Gewinnmaximierung. Mein Ziel ist es, aus hochwertigen Zutaten leckere Biere in geschmacklicher Vielfalt herzustellen. Eine Erweiterung könnte ich mir nur mit einem Geschäftspartner vorstellen, der meine Begeisterung und meine Vorstellungen teilt.
Und welches Bier trinken Sie selbst am Liebsten?
Ich habe mich nicht auf ein bestimmtes Bier festgelegt. Sehr gerne probiere ich neu auf den Markt gekommene Craft-Bier-Sorten. Im Urlaub probiere ich sehr gerne die Biere der dort ansässigen Brauereien. Von meinen eigenen Bieren sind mir momentan das Export und das Mandarina Pale Ale am liebsten. Aber ich versuche immer wieder, neue Biere zu brauen und mich immer wieder selbst zu übertreffen.
Ist es für Sie immer noch spannend, das erste Bier eines Suds zu probieren? Oder sind Sie da schon ganz abgeklärt?
Da ich sehr häufig neue Biere ausprobiere ist es sicherlich immer noch spannend, das erste Bier eines Suds zu probieren. Bei meinen „Standardbieren“ ist das dann schon nicht mehr so spannend.
An was für ein Bier haben Sie sich bisher noch nicht gewagt, würden Sie aber gerne einmal probieren?
Da ich auch einige Bienenvölker besitze habe ich vor, es einmal mit einem Honigbier zu versuchen. Das dürfte dann schon einen etwas außergewöhnlichen Geschmack haben. Darauf bin ich schon sehr gespannt!
Wer auch gespannt ist und gerne einmal ein Hartl Bräu Bier probieren möchte, für den lohnt sich ein Blick auf die Facebook-Seite. Hier sind auch immer die aktuell erhältlichen Biersorten zu finden – von klassischen Bieren wie Weißbier, Märzen, Dunklem oder Bock bis hin zu exotischen Craft Beer Sorten. Eine Website der Brauerei existiert derzeit noch nicht, Volker Hartl ist aber per Email zu erreichen: hartl.braeu@web.de