Das Brauerleben: Ein Lernprozess in Prozesstechnik
Auf der Craft Brewers Conference (CBC) habe ich diverse Visitenkarten bekommen – sie haben die unterschiedlichsten Formen, sind auf verschiedenen Papierarten gedruckt und die Designs repräsentieren alle gängigen zeitgemäßen Designlehren. Eine Karte sticht mir besonders ins Auge: „Adam Draeger – Professional Brewer – Amateur Father“ steht darauf. Und ich erinnere mich zurück an ein langes, amüsantes und inspirierendes Gespräch mit Adam Draeger auf dem Krones Stand der Brew Expo.
Für den Brauer von Yak & Yeti in Colorado war es bereits die dritte CBC „My first show was in San Diego. The Expo was about half the size, every year there are a lot of new vendors and new suppliers“, erzählt er. Natürlich gebe es auch viele After Show Parties und extracurricular stuff aller Art, aber sein Lieblingsteil der Veranstaltung sei nach wie vor die Konferenz selbst. „Es kostet mich um die 800 Dollar um hier her zu kommen, das kann ich nicht mit Freigetränken und Samples aufwiegen, da muss ich auch wirklich einen Mehrwert in Form von Wissen mit nach Hause bringen!“ Und wirklich – sowohl Brew Expo, als auch die Vorträge auf der Konferenz erfüllen die Erwartungen des Brauers. „Die Brewers Association macht einen ziemlich guten Job mit der Organisation, das fängt mit den Ausstellern und Speakers an und hört damit auf, dass es keine Schlangen am Food Court gibt – alles läuft glatt. Mit einem angenehmen Rahmen ist es natürlich leichter sich umzuschauen, Kontakte zu knüpfen und dazuzulernen.
Lernen ist für Adam ein sehr wichtiges Thema – bereits im Jahr 2000 hat er begonnen zuhause zu brauen und hatte schließlich den Wunsch, das Ganze zu intensivieren. „Ich habe dann an dem joint programme des Siebels Institute in Chicago mit Doemens teilgenommen – da war ich dann auch mal 1,5 Monate bei Doemens in Deutschland – daher kenne ich auch Krones“, sagt Adam. „Ich möchte meine fundierte Ausbildung wirklich nicht missen, denn hier in den USA gibt es keine richtigen Lehrberufe – es ist üblich, dass man das Wissen von Brauer zu Brauer weitergibt. Natürlich hat das auch einen großen Wert, aber praktisches Wissen verbunden mit einer fundierten theoretischen Ausbildung ist schon sehr sehr wertvoll!“ Während zum Beispiel in Deutschland Braumeister ein Titel ist, den man durch eine duale Ausbildung und anschließende Meisterschule erwirbt, kann sich in USA jeder Braumeister nennen, der braut. Auch ein Homebrewer ist ein Braumeister. „Gerade die Theorie über Prozesstechnik, die vielen naturwissenschaftlichen Teile meiner Ausbildung waren für mich prägend!“ Dieses Wissen kam auch bei der Jobsuche gut an.
„Als ich nach meiner Ausbildung nach Colorado gezogen bin, habe ich recht bald einen Job als Braumeister gefunden – und inzwischen arbeite ich sogar für zwei Brauereien, das dürfte wohl Seltenheitswert haben!“ Mit seinem konstanten Wissenserwerb und seiner fundierten Ausbildung im Gepäck blickt Adam entspannt in die Zukunft. „Gerade im Bereich Colorado gibt es immer mehr Brauereien – sie schießen förmlich aus dem Boden – aber nicht mehr jede wird wie wild wachsen. Irgendwann ist da auch mal eine Grenze gesetzt.“ Was immer wichtiger werde sind die Schlagworte, die ich auf der Brew Expo so oft höre, wie sonst nirgends: Sustainable und Local. „Da wird noch viel passieren“, sagt Adam.