Brauen im Waschraum – Vizemeister
Zwei Kollegen waren bei der deutschen Meisterschaft der Hobbybrauer vertreten und das war ganz schön spannend. Aber ich möchte nicht zu viel verraten und vorwegnehmen. Ich habe die Beiden zum Wettbewerb und ihren weiteren Plänen genauer gefragt:
Wer seid ihr und wie seid ihr zum Brauen gekommen?
Sven Wagner (SW): Mein Name ist Sven Wagner. Ich arbeite seit 2002 im Umfeld von Krones, als Botec Inbetriebnehmer für alles Mögliche im Prozessteil, von Brauereien bis zum Sirupraum. Seit August 2016 arbeite ich für Syskron. Ich bin gelernter Brauer und Mälzer sowie Diplom-Braumeister.
Michael Eberhard (ME): Sven und ich kennen uns schon seit dem Studium in Weihenstephan. Ich habe nach meiner Promotion 2006 bei Krones angefangen und bin seither ebenfalls im Bereich der Digitalisierung zu Hause. Seit 2016 bin ich bei Syskron und verantworte mittlerweile den Bereich Business Consulting.
Ihr habt euch also über die Begeisterung für das Brauen kennengelernt. Wann habt ihr denn das erste mal privat zusammen gebraut? Und gab es je den konkreten Plan, gemeinsam ein „größeres“ Projekt zu machen, oder hat sich das einfach ergeben?
ME: Bis Anfang letzten Jahres belief sich die gemeinsame Erfahrung in der Tat nur auf das Verkosten von Bieren. Es gab auch keinen konkreten Plan für ein gemeinsames Brau-projekt. Das hat sich dann spontan mit der Waschraum-Brauerei ergeben.
Was hat es mit „Waschraumbrauerei“ auf sich?
SW: Ende vorletzten Jahres suchte ich einen trockenen Lagerraum. Als ich ein Angebot besichtigte, begleitete mich Michael. Es handelte sich um den Waschraum der ehemaligen Tierfuttermittelfabrik im Regensburger Hafen. Als wir in dem komplett gefliesten Raum mit abgemauerter Duschwanne standen, meinte Michael: “Das ist kein Lagerraum, das ist eine Brauerei.“ Innerhalb weniger Tage war alles mit unseren Lebensgefährtinnen und dem Vermieter abgeklärt. Wir haben dann das nötige Equipment besorgt und die Waschraumbrauerei in Betrieb genommen. Eine befreundete Designerin erstellte uns aus dem Schriftzug auf der Tür zum Waschraum unser Brauereilogo.
Seitdem habt ihr sicher schon einige Sude gebraut. Habt ihr ein festes Repertoire an „Klassikern“, die ihr immer wieder braut oder probiert ihr am liebsten Neues aus?
SW: Mit einer Ausnahme haben wir bisher keinen Sud zweimal gebraut. Und selbst die beiden Wies-Biere (Wies heißt ein unfiltriertes Kölsch, das nicht in Sichtweite des Kölner Doms gebraut wurde) waren deutlich unterschiedlich. Wir haben in den letzten 1,5 Jahren gut 20 Sude gebraut. Die einzige Gemeinsamkeit war, dass sie alle obergärig waren. Ansonsten waren neben diversen Ales so ausgefallene Biere wie die Basmati Perle (50% Basmati Reis, gehopft ausschließlich mit Hallertauer Perle ) mit dabei.
Ihr wart vor Kurzem auf der deutschen Meisterschaft der Hobbybrauer vertreten und habt gar nicht so schlecht abgeschnitten. Könnt ihr den Lesern erklären, wie die Meisterschaft abläuft und wer teilnehmen darf?
Es darf prinzipiell jeder ein Bier einreichen, welches nicht in einer offiziellen Braustätte eingebraut wurde. Es ist also nicht möglich, sich als Hobbybrauer in einer zugelassenen Brauerei einzumieten und das dort gebraute Bier einzureichen. Bei den Deutschen Meisterschaften der Hobbybrauer gibt es zwei Wertungen: Eine Jurywertung und einen Publikumspreis. Dieses Jahr war der Bierstil der Jurywertung ein belgisches Wit. Man reicht 3,5l in Flaschen ein, die dann mit einem anonymen Etikett versehen werden. Diese Biere werden von einer Fachjury anonym verkostet und bewertet – am Anfang in einem KO-Verfahren und dann über ein Viertel- und Halbfinale bis hin zum Finale.
Für den Publikumspreis konnten die teilnehmenden Hobbybrauer ein weiteres „Kreativbier“ mitbringen. Dieses wurde von den ca. 1300 Besuchern verkostet und bewertet. Jeder der Besucher bekam einen besonderen Chip (ein graues Jeton) mit dem er seinen Favoriten prämieren konnte. Wir hatten neben einem Fass von unserem Wit ein Fass BEEr dabei. Beim BEEr haben wir im Whirlpool 2,5 kg Waldhonig hinzugefügt. Damit haben wir auch einige Jetons erhalten, allerdings war gegen die zum Teil extrem kreativen Biere kein Preis zu holen.
War das euer erster Versuch dort oder wart ihr schon mal mit dabei?
SW: Dies war das erste Mal, dass wir an einem solchen Wettbewerb teilgenommen haben.
ME: Wir haben bereits zur Gründung der Waschraum Brauerei festgelegt, dass wir nur als Hobby und ohne jeglichen kommerziellen oder sonstigen Zwang brauen. Somit haben wir auch bisher nie an die Teilnahme eines Wettbewerbes gedacht.
Wie seid ihr auf diese Idee gekommen?
Michael: Ich war bereits letztes Jahr im Rahmen eines Beratungsprojektes beruflich mit der Störtebeker Braumanufaktur in Kontakt wurde dabei auf die Meisterschaft aufmerksam. Leider war die Zeit letztes Jahr zu knapp um damals bei der ersten Deutschen Meisterschaft anzutreten. Dieses Jahr hat es bei Sven und mir gepasst und wir haben rechtzeitig das Wettbewerbsbier eingebraut.
Ihr hattet bestimmte Vorgaben, die das Belgische Wit als Jury-Bier erfüllen musste. Könnt ihr erklären welche das waren und ob das für euch besonders herausfordernd war?
ME: In der Tat gab es im Vorfeld zu der Meisterschaft eine Abstimmung, in deren Rahmen der Bierstil ausgewählt wurde. Uns hätte z.B. ein Altbier durchaus mehr gelegen.
SW: Wir hatten noch nie zuvor ein belgisches Wit gebraut und ich hatte noch nicht mal eines getrunken, bis der Biertyp feststand. Dann haben wir den Biertyp sowohl im Internet recherchiert, als auch verkostet. Zum Glück gibt es in Regensburg mit der Birretta einen Craft Bier Laden, wo man solche in Deutschland eher seltenen Biertypen bekommen kann.
Ein belgisches Wit ist ein spritziges, frisches, helles Weißbier, das im Gegensatz zum bayerischen Weißbier aus einem Anteil unvermälztem Weizen besteht. Außerdem zeichnet es sich durch Koriander und Zitrusnoten aus. Dafür werden im Normalfall Koriandersaat und Orangen- und Zitronenschale zugesetzt.
ME: Eine Herausforderung war das Schroten der Weizen-Rohfrucht: Unsere Schrotmühle ist dafür nicht ausgelegt, so dass wir den Weizen direkt im Bioladen geschrotet haben. Die helle Farbe ist für Hobbybrauer ohne Wasseraufbereitung immer schwierig, aber mit einer gemessenen Farbe von 5,7 EBC haben wir das ganz gut erreicht. Wir haben sehr helles Pilsnermalz und eine kleine Menge Weizenmalz zusätzlich verwendet. Auf den hohen Anteil rohen Weizen muss die Maischarbeit angepasst werden, da dieser keine Enzyme mitbringt.
SW: Unser Koriander war eine hocharomatische Sorte, der selbst schon gewisse Zitrusnoten mitbrachte. Auf die Zugabe von Orangenschalen haben wir verzichtet und stattdessen mit Zitronenverbene gearbeitet. Der Koriander wurde während der Kochung zugegeben und die Zitronenverbene dann nach der Hauptgärung kalt gestopft. Für die Flaschengärung haben wir dann die Speisegabe auf einen CO2 Gehalt von 6,5g/l berechnet um ein möglichst spritziges Bier in die Flasche zu bekommen. An die Warmphase der Flaschengärung haben wir noch eine mehrwöchige Kaltreife angehängt, damit sich das Gesamtergebnis schön abrunden kann. Als Hefe haben wir übrigens keine spezielle Wit-Hefe verwendet, sondern eine klassische bayerische Weißbierhefe.
Seid ihr mit eurem Ergebnis zufrieden?
Mit dem zweiten Platz sind wir beide mehr als zufrieden. Wir hatten vor Ort in Stralsund die Möglichkeit und das Vergnügen einige andere Wit-Biere aus dem Teilnehmerfeld zu probieren und müssen sagen, dass es viele sehr gute Biere im Wettbewerb gab.
Werden wir euch noch öfter auf Wettbewerben wie diesen sehen?
ME: Schauen wir mal… Das wird immer davon abhängen wieviel Zeit wir gerade für das Hobby haben. Ausschließen werden wir es auf alle Fälle nicht.
SW: Es wird auch immer davon abhängen, ob uns der jeweilige Biertyp zusagt, oder nicht. Auf alle Fälle hat dieser Wettbewerb dazu geführt, dass wir unsere erste Marke „Ausnahmsweiße“ für die Weißbiere der Waschraumbrauerei erfunden haben. Und an der werden wir, nach der „Ausnahmsweiße Wit“, mit weiteren Weißbierkreationen weiterarbeiten. Natürlich weiterhin rein als Hobby und nicht gewerblich…