Bier im Mafia-Style – Don Dario und Don Niklas im Interview
„Munich Brew Mafia“ nennen sich die beiden kreativen Bierbrauer Dario Stieren und Niklas Zerhoch. Erst seit einem knappen Jahr sind die jungen Brauer auf dem Biermarkt aktiv. Ihr erstes Bier, das „Don Limone“ hat aber gleich überzeugt und fließt bereits vom Hahn des Münchner „Tap House“. Ich habe die zwei Jungbrauer mal genauer unter die Lupe genommen und so allerhand Interessantes erfahren 🙂.
Dario, Niklas, stellt euch doch kurz einmal vor, bitte.
Dario: 26 Jahre alt, Biersommelier und Diplombraumeister aus Weihenstephan. Niklas: 28 Jahre alt, Bierenthusiast, Student und schreibe gerade an meiner Bachelorarbeit.
Wie kamt ihr zwei auf die Idee Bier zu brauen? Und wieso genau in München?
Wir haben vor etwa sechs Jahren in Darios Küche begonnen zu experimentieren, als er das Studium in Weihenstephan begonnen hat. Er wollte wissen, was er da lernt und somit haben wir angefangen in einem Glühweinkochtopf zu brauen. Wir kommen beide gebürtig aus München und sind hier auch aufgewachsen. Deshalb sind wir mit dieser tollen Stadt sehr verbunden. München ist auch international bekannt für sein Bier, was uns sicherlich auch nicht schadet. Das ist auch mit ein Grund dafür, dass wir München im Firmennamen tragen.
Wie lange kennt ihr euch schon? Wer von euch ist der Chaotische, wer der Kreative? Was würdet ihr sagen?
Wir kennen uns schon seit Ewigkeiten. Wir wissen nicht ganz genau seit wann, bestimmt aber seit 14 oder 15 Jahren. Kennengelernt haben wir uns in einem Jugendtreff am Kurfürstenplatz. Hier war Dario beim Kickern und ich (Niklas) habe dort mit meiner ersten Band geprobt.
Der Kreative ist sicherlich Dario. Er weiß einfach unglaublich viel über Bier. Ich versuche dieses Wissen auch aufzusaugen. Natürlich habe ich auch viele eigene Ideen, bei deren Umsetzung mich Dario tatkräftig unterstützt. Wirklich chaotisch ist aber keiner von uns, da Brauen viel Genauigkeit und Konzentration verlangt. Natürlich gehen immer mal Sachen schief (zum Beispiel 18000 Flaschen ohne Etikett zu befüllen, weil die Post das Paket mit den Etiketten nicht zustellen konnte :-)) – wir bügeln sowas dann aber immer gemeinsam aus.
Wieso genau das Mafia-Image? Wessen Idee war das?
Das Mafia Image war Darios Idee. Wir wollen damit ausdrücken, dass wir etwas unkonventioneller oder „grenzgängerischer“ arbeiten. Darüber hinaus ist uns der Kontakt zu unseren Kunden sehr wichtig, die wir als Teil der Familia sehen. Außerdem sind Namen für Craft Beer ebenfalls sehr wichtig für die Identifikation – ein auffälliger Name schadet also nie :-).
Euer erstes Bier war das Don Limone, richtig? Erzählt mal, wie kam es dazu und welche Art von Bier ist es genau?
Das Don Limone war unser erstes kommerziell gebrautes Bier. Unser allererstes Bier aus dem Glühweinkochtopf war ein Düsseldorfer Alt, das versehentlich ein Doppel Alt geworden ist, weil wir es aus Versehen doppelt eingemaischt hatten. Das Don Limone haben wir ursprünglich zum zweijährigen Jubiläum vom Tap-House gebraut, in dem wir beide arbeiten. Wir wollten ein Bier brauen, das sowohl für den Craft-Beer-Einsteiger als auch für den „Nerd“ interessant ist. Aus der Arbeit im Tap-House wussten wir auch was gerne getrunken wird.
Wir entschieden uns dazu ein Pils zu brauen, das wir intensiv-fruchtig gehopft haben. Das Don Limone ist ein unfiltriertes Pils, mit schlankem Körper und etwas erhöhtem Alkoholgehalt, das mit Unmengen von Amerikanischem Citrahopfen gehopft wurde. Dieser verleiht dem Bier Aromen von Zitrone, Orange, Limette, Papaya, Holunder und Mirabelle. Eine Kombination, die sowohl bei Einsteigern, als auch bei Kennern sehr gut ankommt.
Wo wird das Bier gebraut und abgefüllt? Besitzt ihr eine eigene Anlage?
Gebraut wird in Gundelfingen, wo wir uns in eine Brauerei eingemietet haben. Das ermöglicht es uns selbstständig zu brauen, was uns persönlich sehr wichtig ist. Wir wollten unser Rezept nicht irgendwo abgeben. Abgefüllt wird dann in Eitting bei Fischerbräu. Das ist etwas komplizierter.
Wir laden am Fülltag unsere Biertanks auf einen gemieteten LKW, fahren nach Gundelfingen, befüllen dort unsere Tanks, kutschieren das Bier dann durch halb Bayern nach Eitting, wo es schließlich in die Flasche kommt. Eine eigene Brauerei haben wir leider nicht. Natürlich ist es unser Traum in ein paar Jahren eine eigene zu besitzen.
Was ist euer persönliches Lieblingsbier? (außer dem eigenen natürlich) 🙂
Wir haben nicht wirklich ein Lieblingsbier. Wir mögen letztendlich fast alles und probieren grundsätzlich auch alles. Es kommt immer ganz auf die Stimmung und Situation an. Es ist wichtig, dass ein Bier handwerklich gut gemacht ist und irgendwie etwas Besonderes hat. Es muss nicht spektakulär sein – ein gutes Helles oder Weißbier trinken wir genauso gerne, wie ein holzfassgereiftes Imperial Stout oder beispielsweise eine Charaktere Rouge.
Auf was legt ihr bei eurem Bier ganz besonders Wert?
Es ist uns wichtig, ein handwerklich gut gemachtes Produkt abzuliefern, das etwas anders ist als andere Biere. Eine konstante Qualität ist für uns ebenfalls sehr wichtig.
Lasst ihr euch bei euren Bierideen von bayerischen Spezialitäten inspirieren oder doch eher von internationalen Bierkreationen?
Wir haben uns untergärigen Bieren verschrieben, weil wir es einfach sehr interessant finden damit zu arbeiten. IPAs gibt es schon sehr viele, damit wollten wir also nicht anfangen. Deshalb haben wir uns dafür entschieden, mit einem Pils auf den Münchener Markt zu gehen, was in der „Hauptstadt des Hellen“ doch auch gewagt war. Es ist aber wohl auch eine gewisse Verbundenheit zur Heimatstadt dafür verantwortlich, dass wir uns mit klassischen Bierstilen befassen. Internationale Biere sind unglaublich interessant und wir werden sicherlich auch „modernere Bierstile“ brauen. Wir möchten uns vorerst aber keineswegs auf einen bestimmten Stil festgelegt, sondern den Leuten die unglaubliche Vielfalt von Bier näher bringen.
Was fasziniert euch an Bier?
Die Vielfältigkeit. Was aus den simplen Zutaten Wasser, Malz, Hopfen und Hefe entsteht ist einfach unwahrscheinlich interessant. Die verschiedenen Bierstile, ihre Eigenarten und auch die Entwicklung, die seit einigen Jahren im Gange ist – kurz um alles rund ums Bier :-).
Wie steht ihr zum Thema Craft Beer?
Craft Beer ist eine grandiose Sache. Wir selber sind ja Craft-Beer-Produzenten. Es ist jedenfalls toll zu beobachten, wie sich die Szene entwickelt. Die Biervielfalt, die am entstehen ist fasziniert uns sehr. Es ist auch schön mitzuerleben, dass immer mehr Leute sich für das Thema interessieren und merken, dass Bier nicht einfach nur Helles oder Weißbier ist :-).
In diesem Sinne wünsche ich Dario und Niklas weiterhin viel Erfolg auf ihrer Craft-Beer-Odyssee und sage Danke für das tolle Interview :-).
Wenn ich das nächste Mal in München bin, werde ich auf jeden Fall bei den zwei Jungs im Tap-House vorbeischauen!