Auf in die virtuelle Welt des Bieres
„Treffen wir uns noch auf ein Feierabendbier im Biergarten?“ – eine Frage, der man so leicht eigentlich nicht widerstehen kann (ich persönlich zumindest nur äußerst selten). In Zeiten von Corona-Beschränkungen sind nun aber Biergärten und auch andere Gastronomien geschlossen, größere gesellschaftliche Runden gibt es erst einmal nicht. Und gerade in dieser besonderen Zeit wird eine Grundkomponente unseres Lieblingsgetränks wieder präsenter denn je: Bier ist und bleibt ein soziales Getränk.
Manch einer wird sich jetzt fragen, wie ich nun zu dieser Annahme komme. Klar, klingt ja auch komisch, wenn gerade ‚Social Distancing‘ der Ausdruck der Stunde ist, das größte Volksfest der Welt wie viele andere auch abgesagt wurde, die Stammtisch-Kneipen geschlossen haben, Bierproben, Craft Beer Festivals und auch jegliche andere Festivitäten ausfallen – ja, da fehlen grundsätzlich einige Anlässe, Bier zu trinken; und eben vor allem auch: die Gesellschaft. Als Praktikantin in der Social Media Abteilung von Krones bin aber ich sehr viel im Internet unterwegs und habe dabei tatsächlich festgestellt: In der Craft-Beer-Szene ist da aktuell trotzdem so einiges los, man könnte fast schon von einer virtuellen Bierkultur sprechen. Und weil diese neuen Konzepte meiner Meinung nach viel zu kreativ sind, um sie nicht mit euch zu teilen, folgt ein kleiner Überblick.
Bilder, die mir sofort ins Auge gesprungen sind, waren die von den Brewdog Tap Houses. Schon seit dem 27. März findet man jede der 102 Bars der Brauerei als virtuellen Raum im Internet – der genauso aussieht wie die jeweiligen Tap Houses selbst. Das Bier, das man normalerweise auch in seinem Stamm-Tap-House trinkt, kann man sich entweder genau da abholen oder nach Hause liefern lassen. Von dort aus kann man es dann mit ganz vielen anderen Bierliebhabern genießen, unterhalten wird man noch dazu von einem füllenden Abendprogramm aus Bierproben, Q&As, Comedy-Einlagen und Pub-Quizzes im virtuellen Tap House. Auf ähnliche Ideen sind natürlich auch andere Brauereien gekommen, so werden Bierproben, Parties mit Live-DJs und sogar Eröffnungsfeiern virtuell veranstaltet – immer mit der Möglichkeit, sich das Bier bei der jeweiligen Brauerei abzuholen oder nach Hause zu bestellen.
Die Fässer bleiben zwar in den meisten Brauerei-Gaststätten zu, Flaschen- beziehungsweise Dosenbier sind natürlich aber trotzdem gefragt – so ganz ohne (Craft) Beer geht es ja auch wirklich nicht. Einige Brauereien bieten beispielsweise auch spezifische Pakete an, wie ein Dinner-for-Two-Paket mit einem leckeren Gericht und dem passenden Bier dazu – oder gleich eine ganze Auswahl an besonderen Bieren. Möglichkeiten, an das Craft Beer der Wahl zu kommen oder auch neue Biere auszuprobieren, gibt es also dank der innovativen Konzepte gerade genug, sicherlich auch bei euch um die Ecke. Schaut einfach mal nach, ob euer Lieblingswirtshaus oder die Stammkneipe euch ein Bier-To-Go anbieten, das ihr dann in bester (virtueller) Gesellschaft verzehren könnt! So einfach, alleine durchs Biertrinken also, konnte man die kleinen Gastronomen und Brauereien sicherlich selten unterstützen 😉
Spannend finde ich auch die neuen Alternativen zu Führungen, die viele Brauereien normalerweise in ihren Gemäuern regelmäßig anbieten. Auch die wurden teilweise umstrukturiert und nun als Live-Event virtuell angeboten. Und auch weiterhin planen einige Brauereinen spannende Neuheiten: so stecken einige gerade in der Planung von Führungen, die mit dem eigenen Auto befahrbar sind. Durch Schaufenster und den passenden Audioguide sollen dadurch auch wieder Führungen jenseits der eigenen vier Wände ermöglicht werden – zwar nicht wie gewohnt, aber immerhin „in echt“ in einer Brauerei.
Ein in der Craft Beer Szene nicht ganz unwichtiger Aspekt fehlt aber noch in meinem kleinen Überblick. Oft geht es ja nicht nur um den gemeinsamen Verzehr von Bier, sondern auch um das Fachsimpeln über eben dieses Bier oder um das Austauschen allgemeiner Neuigkeiten der Branche, das ja so beispielsweise oft auf Biermessen stattfindet. Auch hier bin ich auf virtuelle Pendants gestoßen, so wird beispielsweise die Craft Brewers Conference, die dieses Jahr eigentlich in San Antonio gewesen wäre, in Form von Online-Seminaren zur Craft Beer Industrie veranstaltet. Insbesondere bei den Live-Seminaren sollte es da genügend Platz für einen fachgerechten Austausch geben. Nächste Woche steigt außerdem das erste Online-Craft Beer Festival. Beim Ersatz für das fünfte Stuttgarter Craft Beer Festival werden im Beisein von 18 Brauereien insgesamt 54 Biersorten probiert werden, im Rahmen von Seminaren einiges diskutiert und zum Abschluss dann noch bei einer virtuellen After-Show-Party angestoßen werden. Ein bisschen Messe- und Festivalatmosphäre kann man sich also auch im Internet holen.
Dass die Craft Beer Szene sehr kreativ ist, wussten wir ja eigentlich schon immer – vor allem im Blick auf die zahlreichen und vielfältigen Geschmackskombinationen. Dass aber in einer Krise so schnell gehandelt, umstrukturiert und Neues entwickelt wird, um das Sprachrohr zu den Kunden zu halten, ist, wie ich finde, sehr bewundernswert und zeigt vor allem eines: Bier schmeckt eben am besten in Gesellschaft und die bleibt einem zum Glück auch in dieser besonderen Phase!
Wie sieht es bei euch aus? Habt ihr schon mal an einem der virtuellen Events teilgenommen und wie fandet ihr es? Schreibt eure Erfahrungen gerne in die Kommentare! Ich bin auf jeden Fall gespannt darauf, was die virtuelle Bierkultur noch so zu bieten hat. Eine Anregung hätte ich da auch noch: Wie wäre es – nur für das Feeling – mit einem im Online-Videodienst eingebauten Prost-Emoji, der gleichzeitig das Geräusch anstoßender Gläser imitiert?