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Angestochen is´ – lasst das Bockbier fließen!

Ich bin eigentlich gerne für mich. Ruhe und Einsamkeit können meiner Meinung nach etwas wirklich Erholsames haben. Aber schon Seneca sagte, man müsse Einsamkeit und Geselligkeit miteinander verbinden und abwechseln. Getreu diesem Motto „gesellte“ ich mich vor Kurzem einmal zu einer Schar von Bierliebhabern, die fröstelnd in Hinterhöfen und vor Brauereien mit einem Bockbier anstießen und die für viele schönste Zeit in Franken einläuteten. In meiner frühen Studentenzeit konnte ich mit diesen Zusammenkünften nicht recht viel anfangen – aber besser spät als nie, oder? Jetzt, nachdem ich mich dazu getraut habe, muss ich sagen, es ist schon ein Erlebnis – vor allem in einer Bierstadt wie Bamberg. Aber was ich mich dann doch gefragt habe: Was ist das Außergewöhnliche an diesem Bier und wieso wird es genau zu dieser kalten Jahreszeit gebraut? Für euch habe ich mir das Thema mal genauer angeschaut…

Was ist eigentlich Bockbier?

Ein Bockbier ist ein meist dunkles, vollmundiges Bier mit einem kräftigen Malzgeschmack. Oft schmeckt es auch recht süßlich und hopfig. Die meisten Bockbiere sind untergärig, obwohl es durchaus auch obergärige Starkbiere gibt. Jede Brauerei hat auch ihre Unterschiede in der Färbung wie auch im Stärkegehalt des Bieres – von golden bis dunkelbraun gibt es jede Färbung. Mit rund 7.5 Prozent hat dieses kräftige, aber doch süffige Bier aber allgemein einen recht hohen Alkoholgehalt.

Was ist die Stammwürze und wie hoch ist diese beim Bockbier?

Die Stammwürze ist der Anteil aller Inhaltsstoffe, die vor dem Gärungsprozess in der Würze gelöst werden. Darunter ist vor allem Malzzucker, aber auch Eiweiß, Mineralien und Vitamine. Der gelöste Zucker wird dann während der Gärung in Alkohol und Kohlensäure umgewandelt. Die Höhe des Alkoholgehalts ist übrigens abhängig von dem Anteil an gelösten Inhaltstoffen. Kurz gesagt – je höher die Stammwürze, desto höher der Alkoholgehalt des Bieres. Bei Bockbieren beträgt die Stammwürze rund 16% und bei Doppelbockbieren sind es sogar um die 18 %. Die hohe Stammwürze macht dieses Bier übrigens länger haltbar als herkömmliches Bier.

Seit wann gibt es Bockbier?

Bereits im Mittelalter – vor allem während der Fastenzeit – war Bockbier äußerst beliebt. Obwohl die Fastenzeit ja bekanntlich im Frühling beginnt, wurde das Bockbier traditionell im Herbst gebraut und den Winter über eingelagert. Die Brauzeit hat aber vielmehr mit der Erntezeit von Hopfen und Malz zu tun. Damals hielten sich die Mönche während der katholischen Fastenzeit mit diesem sättigenden Bockbier bei Kräften. So wurde getreu dem Motto „Liquida non fragunt ieunum“ – „Flüssiges bricht das Fasten nicht“ das Bockbier in rauen Mengen genossen. Ich bin mir sicher, in den Klöstern ging es – zumindest was das Bier angeht – bestimmt lustig zu. 🙂

Natürlich ist es technisch mittlerweile möglich, Bockbier ganzjährig zu brauen und zu kaufen. Aber ich denke es ist hier wie mit den Lebkuchen: Die stehen bereits Ende August im Supermarkt, richtig gut schmecken die aber auch erst zur Adventszeit 🙂

Nun aber genug der Theorie! Einen Bockbieranstich muss man einfach erlebt haben. Ich war erstaunt, wie schnell man hier von Leuten zum „mit-prosten“ aufgefordert wird und ins Gespräch kommt. So viele nette und kontaktfreudige Menschen trifft man doch wirklich nur, wenn (Bock-)bier im Spiel ist.

Falls ihr jetzt auch Lust auf euer erstes Bockbier-Erlebnis bekommen habt, bieten sich bis Ende November noch sehr viele Chancen in Franken – und sicher auch wo anders 🙂

Hier in Regensburg findet einer der bekanntesten Bockbieranstiche übrigens im Frühjahr statt – der „Palmator“ ist für viele von euch sicherlich ein Begriff.

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