BWL, Baustellen und Boerewors – sechs Monate Praktikum in Südafrika

Eva Hanauer war Praktikantin bei der Krones AG. Sechs Monate tauschte die 23-Jährige ihren Platz an der Uni gegen einen Schreibtisch in Südafrika. In diesem Artikel erzählt die Regensburgerin von ihren Erlebnissen fern der Heimat.

„Hallo. Mein Name ist Eva Hanauer. Nach sechs Monaten kann ich auf eine sehr aufregende und tolle Zeit bei Krones in Südafrika zurückblicken. Im Zuge meines BWL-Studiums muss ich zwei Praktika im Ausland absolvieren. Dabei stand Südafrika bei mir schon lange ganz oben auf der Wunschliste. Auf der Suche nach einem deutschen Unternehmen in der Region Regensburg bin ich auf die Krones AG aufmerksam geworden. Jetzt, im Nachhinein, kann ich sagen, dass es sich dabei um einen echten Glücksgriff handelte.

Die erste Berührung mit dem südafrikanischen Team kam während der drintkec 2013 in München zustande. Ich wusste zwar, was Krones als Marktführer macht, das Ausmaß konnte ich mir aber erst auf der Messe richtig vorstellen. Als Laie in dieser Branche riss es mich sprichwörtlich aus den Schuhen, als ich einen Vergleich zu den restlichen Ausstellern bekam. Von meinem zukünftigen Chef habe ich eine Blitztour durch die Halle B6 bekommen. So konnte ich mich auch einigen meiner südafrikanischen Kollegen vorstellen, was mich dann, zumindest gefühlt, besser vorbereitet ins Flugzeug steigen lies.

In Johannesburg angekommen und von der Sonne begrüßt, ging es in eine der Lodges. Diese befindet sich in der näheren Umgebung zur Arbeit. Zum Glück – aufgrund des Verkehrs wäre der Weg zu Arbeit ein tägliches Abenteuer. Mein erster Arbeitstag war ein Freitag und einige kamen im „Casual Friday Look“ in die Arbeit. Die meisten bringen mit einem bunten Trikot ihre Loyalität zum favorisiertem Rugbyteam zum Ausdruck. Rugby ist in Südafrika das, was für die Deutschen der Fußball ist: ein emotionales Spektakel, welches am besten bei Bier und Bratwurst gemeinsam gefeiert wird.

Apropos Bratwurst. Die „Boerewors“ ist mit dem uns bekannten Würstchen nicht vergleichbar und wesentlich größer. Genauso wenig sind die Steaks, Filets und Rippchen mit dem deutschen Grillgut vergleichbar. Wer einmal ein „Braai“ miterlebt hat, weiß was Grillen bedeutet. Das Fleisch kommt perfekt gebraten auf den Teller, da läuft einem schon beim Zusehen das Wasser im Mund zusammen. Überhaupt ist das Braai ein echtes Kulturgut und somit eine regelmäßige Institution. Ich war noch keine drei Tage hier und schon wurde ich von meiner Kollegin Karen zu einem Braai bei ihr zu Hause eingeladen. Im Übrigen wird auch gerade daran gearbeitet, dass einmal im Monat am Freitag im Büro (auf dem Balkon) gebraait werden soll – natürlich zur Stärkung des Team Spirits.

Ein Steak kommt in Südafrika perfekt gebraten auf den Tisch

Ein Steak kommt in Südafrika perfekt gebraten auf den Tisch

Zurück zur Arbeit. Ich starte meinen Tag im Büro um acht Uhr morgens. Viele Schreibtische sind zu dieser Zeit schon lange besetzt und es herrscht eifriges Treiben. Das hat in der Regel zwei Gründe. Zum Einen treibt der Verkehr viele früh aus den Betten, denn zu Stoßzeiten steht man gerne bis zu zwei Stunden im Stau. Nicht jeder hat das Glück, in nur fünf Minuten mit dem Auto zur Arbeit fahren zu können. Was aber auch nur funktioniert, wenn alle „robots“ funktionieren. Ja, auch ich habe sie anfangs gesucht – die kleinen Roboter die mir den Weg weisen. Tatsächlich meinten die Südafrikaner natürlich Ampeln. Zum Anderen gibt es schlicht viel zu tun! Krones Southern Africa kann einen stetigen und immensen Wachstum verzeichnen. Allein seit 2009 ist die Mitarbeiterzahl um 25 Prozent gestiegen.

Für die ersten Wochen hatte ich die Aufgabe in LCS Retrofit und Spares eine Art Prozessanalyse durchzuführen. Sprich ich habe zwischen den beiden Stellen gependelt, Flowcharts erstellt und gesehen, wie die einzelnen Departments untereinander funktionieren.  Stand ein interessantes Kundenmeeting an oder wurde ein Kunde durch schon existierende Linien geführt, durfte ich des Öfteren mitgehen. Aber auch bei  Fahrten von Projektmanagern zu den jeweiligen Baustellen war ich manchmal mit dabei, was ich auch sehr genossen habe. Wenn Probleme unter vier Augen zu besprechen waren, wurde ich bei den Technikern abgestellt und hab mir Krones Maschinen in ihrer ganzen Komplexität erklären lassen und auch versucht das meiste davon zu behalten, was ganz schön schwierig ist.

Richtig interessant wurde es dann als die food and drink technology Africa 2014 anstand. Ich hatte das große Glück von Anfang an dabei sein zu dürfen. Schon beim ersten Treffen mit dem deutschen Veranstalter und Ortsansässigen war klar, dass hier die Uhren anders ticken und vieles nicht so realisierbar ist. Als dann am 18. März die Messe ihre Pforten öffnete, war ich mit auf dem Krones Stand. Vom Chaos der vorangegangenen Tage war nichts mehr zu sehen. Natürlich waren die Dimensionen wesentlich kleinere als in München, aber für eine erste fdt in Afrika konnte sich das Ergebnis sehen lassen. Besonders toll waren für mich, die Gespräche mit den Mitarbeitern und die vielen Einblicke in verschiedene Arbeitsbereiche. Das ist genau das, was ich an Krones schätze: die Offenheit und die Bereitschaft sich mitzuteilen und Auskunft zu geben.

 Praktikant Sven, Moses und Eva Hanauer vor dem Soweto Schild (v.r.)

Praktikant Sven, Moses und Eva Hanauer vor dem Soweto Schild (v.r.)

Ich bin in diesem Büro so herzlich aufgenommen worden und unterstützt worden, ich hätte es für meinen ersten Ausflug in die Berufswelt nicht besser treffen können. Bestimmt hat auch die Größe dieser Niederlassung etwas damit zu tun – bei 126 Mitarbeitern kann man natürlich schneller Kontakte knüpfen. Aber auch so, hatte ich den Eindruck dass der Südafrikaner sehr gesellig ist. Und noch kurz zum Thema Bier. Seit ich bei Krones bin, ist mein Interesse dafür gewachsen. Gleich in meiner ersten Woche durfte ich sogar selber ran, denn das Johannesburger Krones Büro hat Bier gebraut! Die 20-Jahres-Feier von Krones SA stand ganz im Zeichen den Oktoberfestes, weswegen es nahe lag, selbst ein Märzenbier zu brauen. Wir haben also in 4er-Teams um die Wette gebraut und in den großen Kesseln gerührt als gäbe es kein Morgen mehr. Erschöpft, aber stolz auf unser Selbstgebrautes, wurden etliche hundert Liter zum Kühlen für ein paar Wochen verstaut. Das Warten hatte sich gelohnt. Das Bier schmeckte jedem und gefeiert wurde in blau-weißer Manier. Dirndl und Lederhosen soweit das Auge reichte…  Witzig, dass ich dafür über den Äquator und 10.000 Kilometer weit fliegen musste. Grad schön war’s!