Behälter mit Biss
Die Grenzen von Material und Maschine auszuloten – das war der Antrieb für das Krones Behälterdesign bei seinem aktuellen Entwicklungsprojekt: Das Team um Timo Janssen brachte mit einer Standard-Streckblasmaschine eine figürliche, asymmetrische PET-Flasche zur Serienreife. Auch wenn es allerlei technische Unwägbarkeiten zu meistern galt – das Endergebnis ist den hohen funktionalen und ästhetischen Anforderungen der Designer absolut gerecht geworden.
»Den gesamten Weg vom Entwurf der Flasche bis zu ihrer tatsächlichen Realisation mitzugehen war unglaublich spannend und bereichernd«, findet Milena Huber, »im Studium ist ja meistens beim Modellbau schon Schluss.« Milena Huber und Andrea Müllner studieren in der ersten Generation den Bachelorstudiengang Industriedesign an der Ostbayrischen Technischen Hochschule (OTH) in Regensburg. Neben typisch gestalterischen Inhalten hat dieser interdisziplinäre Studiengang auch eine technische Orientierung und beschäftigt sich beispielsweise mit Werkstoffkunde, Fertigungsverfahren oder technischer Mechanik. Die beiden Studentinnen sind begeistert von der Chance, die sich ihnen in ihrem Praktikum im Krones Behälterdesign geboten hat: In nur vier Monaten entwarfen sie auf Basis ihrer Untersuchungen zum Trinkverhalten von Kindern eine Trinkflasche in Form eines Krokodils. Anschließend begleiteten sie den Produktionsprozess durch alle technischen Entwicklungsstufen bis hin zur Serienreife.
Spagat zwischen Design, Funktionalität und Ökonomie
Dabei zeigte das Reptil jedoch ordentlich Zähne. Vor allem die Materialverteilung bei einer ovalen, asymmetrischen Grundform im Blasprozess einer Standard-Streckblasmaschine verlangt viel Fingerspitzengefühl: »Wir sind hier an die Grenzen des Materials gegangen«, so Konstrukteur Gerald Hüttner, »ein Zehntelmillimeter oder ein Grad Celsius mehr oder weniger können erfolgsentscheidend sein.« Auch die Vermeidung von sogenannten »Hinterschneidungen«, also von Überständen, die bei der Entformung Schäden an der Flasche verursachen können, ist eine Kunst für sich. Sie setzt gerade bei einer figürlichen Flaschenform viel Erfahrung voraus, wobei auch erfahrene Behälterentwickler an dieser Stelle häufig Zugeständnisse im Design machen müssen. An den Augen der Echse und dem Krones Schriftzug auf ihrem Bauch hat das Team auf bewährte Hilfsmittel zurückgegriffen: Mit dem sogenannten »Grabentrick« wird eine große Klarheit der grafischen Elemente und eine optimale Lichtbrechung erzeugt. Alle diese Herausforderungen mussten unter zeitlich straffen Bedingungen bewältigt werden: »An der Hochschule geht man oft innerhalb eines Entwurfsprozesses zu einem bestimmten Punkt zurück und beginnt dort wieder von neuem. Das ist in der Realität nur bedingt möglich,« so Milena Huber. »Aus dem Spagat zwischen gestalterischem Anspruch, technischen Anforderungen und zeitökonomischem Arbeiten haben wir sehr viel mitgenommen.« Schließlich war die »Kroki-Flasche«, so benannt nach ihrer gestalterischen Anlehnung an das Krones Kindergarten Maskottchen »Kroki«, nur ein Projekt von mehreren, an denen die angehenden Industriedesignerinnen gearbeitet haben.
Vom Flaschenentwurf bis zur Streckblasmaschine
Krones ist zwar hauptsächlich als Maschinenbauer bekannt, überzeugt aber auch im Bereich Behälterdesign und -entwicklung durch langjährige Erfahrung und damit einhergehender Kompetenz. Viele Kunden, vor allem aus der Getränkeindustrie, nutzen deshalb die Möglichkeit, hier alles aus einer Hand und somit bestmöglich aufeinander abgestimmt zu beziehen. Das Unternehmen designt mehrere hundert PET-Flaschen im Jahr ‒ und heimste dafür auch schon einige Preise ein, unter anderem den »Deutschen Verpackungspreis« sowie den »iF design award«. »Unsere Kunden treten mit ganz unterschiedlich konkreten Vorstellungen an uns heran«, erläutert Behälterdesigner Timo Janssen. »Manchmal geht es vorrangig darum, die technische Realisierbarkeit eines bestimmten Designs sicherzustellen. Und ein andermal gibt es bis auf das Fassungsvermögen der Flasche keinerlei Vorgaben und wir begleiten den Kunden vom ersten Entwurf bis zur serienmäßigen Flasche.«
Offen für junge Ideen
Breit aufgestellt ist Krones nicht nur in seinem Portfolio, sondern auch was seine Angebote zur Nachwuchsförderung betrifft: 2013 wurden 526 Ausbildungsplätze und 259 Abschlussarbeiten vergeben und zweimal pro Jahr startet das Traineeprogramm im Bereich Projektmanagement. Außerdem werden acht verschiedene Fachrichtungen im dualen Studium angeboten. Timo Janssen betont, dass Krones gerade auch im kreativen Bereich Wert auf die Zusammenarbeit mit Berufseinsteigern legt: »Wir profitieren von den frischen Ideen der Designer von morgen, diese im Gegenzug von unserem jahrzehntelangen Know-how sowie der Möglichkeit, am gesamten Prozess von Anfang bis Ende mitzuwirken«, so der Behälterdesigner. »Das ist eine klassische Win-win-Situation.« Das finden auch Andrea Müllner und Milena Huber, die dem Unternehmen noch ein wenig länger erhalten bleiben: Sie schreiben im Anschluss an dieses Projekt ihre Bachelorarbeiten bei Krones.






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