A good day for a… Guinness?! – Pubkultur und Biertrinken auf Irisch
„Dirty old tooown, dirty old tooown,“ hallt es durch das Irish Pub im Herzen Dublins. Es ist brechend voll. Ein Ire singt mit rauchiger Stimme, spielt dazu Akustikgitarre. Wir sind umgeben von Einheimischen, die von der Eingangstür des Pubs bis zur Bar in Grüppchen zusammenstehen. Sie sind in Gespräche vertieft, beziehen uns wie selbstverständlich mit ein, summen mit, einige tanzen – und immer wieder wandert ihr Blick in die gleiche Richtung: Zum Fernseh-Bildschirm, der an der Wand hängt. Heute spielt Bayern gegen Manchester. Es ist April 2014 – Championsleague Viertelfinale, Rückspiel. Dann passiert es: Ohrenbetäubender Lärm ertönt. Tor für Manchester! Fast alle Iren jubeln. Wir unterdrücken unser Fluchen – man will ja nicht gleich als Nicht-Einheimischer auffallen.
Je mehr Zeit ich in Irland verbrachte, desto mehr begeisterten mich nicht nur die grünen Wiesen, die schroffen Landschaften, die süßen Städtchen, die herzlichen Menschen – sondern auch die irische Pubkultur. Es gehört zum irischen Leben, sich abends (oder auch schon nachmittags) in Pubs mit gemütlicher Wohnzimmeratmosphäre zu treffen. „Was willst du trinken?“ – Diese Frage taucht bei einem Besuch eines Irish Pubs früher oder später unweigerlich auf. In Irland geht man übrigens zur Bar und holt sich sein Getränk selbst. Tap water, Leitungswasser, gibt es umsonst. Ansonsten fällt die Wahl nicht schwer – oder?!
Guinness wie immer? Was gibt es eigentlich für Alternativen, welche irischen Biersorten gibt es sonst noch? Auch wenn die Iren ihr Guinness lieben: Biertechnisch haben die Brauereien und Pubs der grünen Insel noch einiges mehr zu bieten. Der Iren Goodness Guinness, die natürlich trotzdem unbedingt dazugehört, wenn es um irisches Bier geht, werde ich mich deswegen erst später widmen.
Irisches Bier ist nicht gleich Guinness: Craft-Biere und regionale Biere
Wer also denkt, irisches Bier wäre gleichzusetzen mit Guinness, der hat sich getäuscht. So hat das Dubliner Stout zum Beispiel Konkurrenz aus dem Süden: Aus Cork kommen die Guinness-ähnlichen Stouts von Murphy’s und Beamish. Über Murphy’s malzig-rauchiges Irish Stout sagt man, es sei weniger bitter und leichter als Guinness. Schokoladig-karamellige Aromen und eine Schaumkrone zeichnen das cremige Bier aus. Das Irish Stout, das aus der Beamish and Crawford Brauerei kommt, schmeckt noch stärker als Guinness und ist malzig-herb mit bitteren Kaffee-Noten.
Dublin bietet abseits des Guinness-Mainstreams auch einige Craft–Biere: Nicht weit vom Ufer des Flusses Liffey entfernt erkundeten wir etwa das urige Pub J. W. Sweetman mit eigener Brauerei. Die Dubliner Microbrewery braut unter anderem ein Wheat Beer im „Bavarian Style“: Das Bier hat einen fruchtig-herben, leicht zitronigen Geschmack, gepaart mit Bananen-Aromen. Ein Irish Red Ale, ein Golden Ale und ein Pale Ale gibt es ebenfalls von Sweetman.
Unbedingt zu erwähnen, wenn es um irisches Bier geht, ist auch noch das Red Ale von Smithwicks. Dies hat eine rötlich-kupferne Färbung, einen sehr herben, süßlich-malzigen Geschmack und wird von einer Schaumkrone geziert. Übrigens: Außerhalb Irlands wird Smithwicks unter dem Namen Kilkenny verkauft – man munkelt, dies sei wegen der für Nicht-Muttersprachler zu komplizierten Aussprache des Namens (na, wer versucht sich gerade an dem Zungenbrecher?).
Und auch fern ab der Hauptstadt haben wir gute lokale Biere entdeckt. Durch einen Ausflug nach Galway lernten wir nicht nur das gemütliche Örtchen und eindrucksvolle Landstriche kennen (unbedingt eine Wanderung über die Aran Islands einplanen!), sondern auch die Microbrewery Galway Hooker, die in Oranmore im County Galway verschiedene Craft-Biere braut. Eines davon ist ein Irish Pale Ale mit leicht karamelligem Aroma. Der perfekte Ort, um es bei traditioneller irischer Musik zu genießen, ist übrigens das Pub Tig Cóilí in Galway.
My Goodness, my Guinness
Nach diesem kleinen Ausflug durch die (Bier-)Landschaft Irlands kommen wir zurück zur Bar – wo wir ja eigentlich gerade bestellen wollten. Was nun also trinken? An Auswahl mangelt es, wie gerade klar geworden sein sollte, nicht.
Trotzdem: Auffallend viele Gläser mit dem Logo einer kleinen goldenen Harfe gehen über den Tresen. Das schwarzbraune Stout mit seinem schokoladig-bitteren, malzigen Geschmack und seiner cremigen Schaumkrone steht klar auf Platz Eins der Bestellungen – auch bei den weiblichen Pub-Besucherinnen. Dicht gefolgt übrigens vom fruchtigen (Bulmers) Apfel-Cider. Und auch ich habe mich bei meinem dritten Irland-Besuch quasi schon akklimatisiert – also sowohl den ständigen feinen Sprühregen, als auch das irische Nationalgetränk kennen und lieben gelernt.
Übrigens: Möchte man sich nicht sofort als unwissender Tourist outen, sollte man mit der speziellen Kunst des Guinness-Einschenkens, die jeder Ire beherrscht, auf jeden Fall vertraut sein… Das heißt: Man sollte sich nicht wundern, wenn der Bartender das Guinness Glas zunächst nicht komplett gefüllt an die Theke stellt – und vor allem sollte man das typische Pint-Glas unter allen Umständen erst einmal dort stehen lassen! Denn Guinness wird üblicherweise in zwei Etappen gezapft. Als erstes wird das Glas, im 45 Grad Winkel gehalten, bis circa zwei Zentimeter unter den Rand befüllt. Danach soll der Pint zwei Minuten ruhig am Tresen stehen bleiben, damit sich das dunkle Bier setzen kann. Durch die Freisetzung des Stickstoffes bildet sich die typische Schaumkrone. Dann wird das Glas vorsichtig vollständig befüllt – und kann dann von der Theke genommen werden. In diesem Sinne: Sláinte – und immer nur her mit weiteren Irland (Bier-)Tipps!
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