24 Prost bis Weihnachten
„Egal wie alt ich bin, ich will auf jeden Fall einen Adventskalender“ – dieser Satz wird vor allem während der Vorweihnachtszeit auf Facebook, Twitter & Co oft geteilt. Und er passt auch bei mir wie die Faust aufs Auge.
Doch Schokoladen-Adventskalender hat ja jeder! Ich wollte mir dieses Jahr etwas Ausgefallenes gönnen. Da kam mir meine Entdeckung in einer Zeitschrift gerade recht: ein Bier-Adventskalender. Seit ich bei Krones arbeite, hat mich das Bier-Interesse gepackt. Beim Texten für die Krones Craft-Brewing-Website schnupperte ich erstmals in die Welt des flüssigen Goldes hinein. Und während eines zweitägigen Krones internen Seminar letztes Monat lernte ich, wie man durch das Spiel mit verschiedenen Hopfen-, Malz- und Hefearten die unterschiedlichsten Farbnuancen sowie Geruchs- und Geschmacksrichtungen erzeugen kann. Wo die Theorie ist, da muss natürlich auch die Praxis her – und deshalb war schnell klar: Diesen Adventskalender muss ich haben. Nur ein paar Klicks – und 24 Biere befanden sich auf dem Weg zu mir. Mit meiner Begeisterung konnte ich auch meine Kollegin Angelika anstecken, die sich auch gleich ein Exemplar dieses flüssigen Adventskalenders gönnte, allerdings in der Craft-Beer-Ausgabe. So stieg bei uns beiden nicht nur die Vorfreude auf Weihnachten, sondern vor allem auf den 1. Dezember rasant an.
Reise der Sinne
Der Bier-Adventskalender enthält Spezialitäten-Biere 24 kleiner deutscher und österreichischer Brauereien. Die Reise von Franken bis nach Oberösterreich ist auch eine Reise der Sinne. Denn so unterschiedlich wie zahlreichen Regionen, so verschieden sind auch seine Biere: Neben den klassischen Sorten Weizen, Helles und Pils befinden sich hinter den Türchen auch ausgefallenere Varianten wie Rauch- und Met-Bier.
Doch auf was muss ich beim Probieren achten? Sehen, riechen, schmecken: Gleich zu Beginn lernte ich, dass alle Sinne zählen. Ein Verköstigungs-Guide und eine Bewertungsskala geben wertvolle Tastings-Tipps – eine echte Hilfe für Bierneulinge wie mich, um bei den geballten Malz- und Hopfeneindrücken nicht den Überblick zu verlieren! Mit Zettel und Stift sowie Glas und Flasche bewaffnet machte ich mich also an die Bier-Tastings. Und hier sind meine Favoriten der bisher probierten Biere:
- Farbe
Beim Rieder Schwarzmann ist der Name Programm: Das bayerische Schwarzbier erinnert mit seiner dunkelbraunen, fast schon schwarzen Farbe an flüssige Zartbitter-Kuvertüre im Glas. Es ist sogar so dunkel, dass man gar nicht durchschauen kann, wenn man das gefüllte Glas vor eine weiße Wand hält (wie es mein Tasting-Guide empfiehlt). Doch wer beim Verkosten nun süß-herbe Schoko-Aromen erwartet, der irrt sich: Kümmel, Schwarzbrot und eine feine Karamellnote bestimmen Geruch und Geschmack des Schwarzbiers – ein echtes Überraschungspaket!
- Schaum
Mein „Schaum-Gewinner“ ist das helle Weißbier der Brauerei Schneider. Die Brauerei aus Kelheim liegt mit 30 Kilometern Entfernung praktisch gleich um die Ecke. Klar, dass ich auch das Weizen kenne, vor allem aus meinen Gastro-Jobs während meiner Studienzeit. Doch jetzt weiß ich: Kennen und Verkosten sind zwei völlig unterschiedliche Dinge. Denn an einem stressigen Samstagabend zählte es, das Weizen schnell an die durstigen Gäste zu bringen. Damals fluchte ich über den viel zu langsam verschwindenden Schaum, der entstand, wenn ich aus Hektik das Bier zu schnell ins Glas laufen ließ. Jetzt räumte genau diese Eigenschaft des feinporigen, fast watteweichen Schaums den bisherigen Sieg in dieser Kategorie ein.
- Duft des Biers und Antrunk
Jetzt geht’s ans Eingemachte, ans Bier. Eine wahre Geschmacksexplosion löste das Met-Amensis Golden Dark aus. Der Duft nach Honig und Malz ließ bei mir gleich die Weihnachtsgefühle höherschlagen. Dieser süßlich-herbe Geschmack begleitete auch den ersten Schluck – und natürlich alle weiteren. Doch lasst euch nicht täuschen: Trotz klarer Honigsüße und feiner Karamellnote ist das Met-Bier eine wahre Malzbombe, und ersetzt fast die gesamte Mahlzeit. Das schlägt sich auch im Alkoholgehalt nieder: Mit 6,4 % Vol. gehört das Met-Amensis zu den Alkoholgehalts-Champions des Kalenders. Definitiv kein Bier für jeden Tag – aber dafür eins, um kalte Winterabende „aufzuwärmen“.
- Rezenz und Bittere
Gekühlt, prickelnd, erfrischend – Bier gilt als Durstlöscher. Mein persönlicher Frische-Champion der bisher probierten Biere ist das Jubiläums-Kellerpils Gold Ochs. Sein feines Zitrusaroma, der ausgeglichene Kohlensäure-Anteil und die richtige Trinktemperatur verleihen dem Pils – und auch seinem Trinker – einen echten Frischekick. Und während den ersten Schluck eine feine – für mich undefinierbare – Süße begleitet, wandelt sich diese noch in der Mundhöhle in eine hopfige Zitrusnote. Diese angenehme Bittere bleibt auch nach dem Trinken weiterhin präsent und liefert so ein erfreulich erfrischendes Geschmackserlebnis.
- Nachtrunk
„Der Abgang sollte einerseits der krönende Abschluss sein und andererseits auch ein Eigenleben besitzen“ – so mein Verköstigungs-Guide. Hundertprozentig unterschreiben kann ich diese Aussage für den Riedenburger Dolden Sud, ein bayerisches IPA. Beim Riechen und dem ersten Schluck bin ich überrascht: Neben dem hopfigen Zitrusaroma ist noch eine weitere, süße Komponente enthalten: Mein Tipp fällt auf Mango. Dieser Mix aus Süß und Sauer verändert sich dann im Nachtrunk – und eine erfrischende Limettennote erfüllt meine Mundhöhle. Ich bin fasziniert – und fast ein wenig stolz: Zum ersten Mal konnte ich eine bestimmte Frucht herausschmecken und auch die Veränderung beim Trinken wahrnehmen – das Tasting trägt wortwörtlich Früchte. Deshalb, aber auch wegen seines unglaublich vielfältigen Geschmacks bleibt mir dieses Bier wohl noch lange im Gedächtnis – und am Gaumen.
Eine Auszeit nehmen
Bei meinen kleinen Tastings reise ich durch Deutschlands und Österreichs Bierwelt und darf dabei in seine unglaubliche Vielfalt hineinschnuppern: Mein Bier-Horizont wächst mit jedem Tag, ich lerne neue Aromen kennen und lese mir viel über die Tradition von Gerstensaft und Brauprozess an. Und mit jeder Flasche Bier rückt auch das Weihnachtsfest ein Stückchen näher!
Doch auch etwas anderes hat mir der Bier-Adventskalender gelehrt: Während man ein Stück Schokolade auch mal zwischen Tür und Angel vertilgen kann, braucht man für eine richtige Bierverköstigung vor allem eins: genug Zeit. Und genau das ist es, was in der eigentlich besinnlichen Vorweihnachtszeit oft zu kurz kommt. Deshalb bin ich vor allem auch dankbar für die bewusste Auszeit, die ich mir bewusst für die Tastings nehme. Für kurze Zeit entschleunige ich so meinen Alltag – und kann dadurch viel entspannter auf Weihnachten zugehen.



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